Planungen für französisches Atomendlager schreiten voran

Bure · In Deutschland ist die Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager wieder aufgeflammt. In Frankreich gibt es bisher nur eine Wahl: Bure, nicht weit von der deutschen Grenze. Dort läuft jetzt eine „Anhörung“. Die wenigen Atomkritiker sprechen von einer „Farce“.

Die Planungen zum Bau eines französischen Endlagers für hoch radioaktiven Atommüll schreiten voran. Bei einer ersten öffentlichen „Anhörung“ am geplanten Standort beim lothringischen Bure, knapp 150 Kilometer von der deutschen Grenze, sollten am Donnerstag (1900) Fragen und Bedenken von Bürgern gesammelt werden.

Die bereits seit Mitte Mai im Internet laufende „débat public“ ist öffentlich vorgeschrieben. Sie soll mit mehr als einem Dutzend „Anhörungen“ in ganz Frankreich bis Oktober fortgesetzt werden. In der nationalen Kommission für öffentliche Debatte sitzen neben einem hohen Beamten fünf Wissenschaftler. Erklärtes Ziel ist es, auch die Betroffenen in die Entscheidung mit einzubeziehen.

Kritiker sprechen von einer „Propagandaveranstaltung“ der Atomlobby. Sie wollten am Donnerstag bei der „Anhörung“ vor der Burer Festhalle protestieren. Bei den betroffenen Ortschaften in der strukturschwachen Region ist der Widerstand gegen die Anlage gering.

Die Nachbarländer Luxemburg, Saarland und Rheinland-Pfalz haben dagegen starke Bedenken gegen das geplante Endlager. Sie haben beim Ökoinstitut in Darmstadt ein Gutachten in Auftrag gegeben, mit dem sie sich an der „débat public“ in Frankreich beteiligen wollen.

Nach den Planungen will die öffentliche Gesellschaft für Atommüll (Andra) 2015 einen Genehmigungsantrag für den Bau eines Tiefenlagers stellen. Der Bau soll 2018 beginnen und von 2025 Atommüll eingelagert werden. In Frankreich gibt es mehr als 50 Atomkraftwerke, in dem rund dreiviertel des im Inland verbrauchten Stroms produziert wird.

Seit dem Jahr 2000 untersucht Andra in der Nähe von Bure die Eignung der dortigen Ton-Schichten für die Einlagerung von Atommüll. Bure war in den 1990er Jahren als einziger von zunächst vier möglichen Standort für ein solches Atomendlager übriggeblieben. Andra betreibt dort in 500 Meter Tiefe ein Forschungslabor.

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