Plaudern, ohne vorgeführt zu werden

TRIER. Guildo Horn auf Erfolgskurs: Der Trierer Künstler erhält einen weiteren Preis für seine Talkshow "Guildo und seine Gäste". Auch für den Grimme-Preis ist er nominiert. Der TV sprach mit dem Entertainer.

 Keine Berührungsängste: "Guildo und seine Gäste" heißt die Talksendung mit Guildo Horn (Mitte), die seit Juli 2006 im Südwest-Fernsehen ausgestrahlt wird. Im Sommer soll es neue Folgen geben. Foto: SWR

Keine Berührungsängste: "Guildo und seine Gäste" heißt die Talksendung mit Guildo Horn (Mitte), die seit Juli 2006 im Südwest-Fernsehen ausgestrahlt wird. Im Sommer soll es neue Folgen geben. Foto: SWR

"Supergeil." So freut sich Guildo Horn über die unerwartete Resonanz. Neun Jahre nach seiner Grand-Prix-Teilnahme ("Piep, piep, piep") steht der 44-jährige Trierer wieder im Mittelpunkt des Medieninteresses. Und das nur, weil er sich bei einer Fernsehsendung so gibt wie er ist: unverkrampft, neugierig, schräg. Im Herbst soll der Entertainer mit dem Mut zur Hässlichkeit den Medienpreis Bobby für seine SWR-Show "Guildo und seine Gäste" erhalten. Darin unterhält er sich mit geistig Behinderten. Die Lebenshilfe will den Entertainer dafür auszeichnen, weil es Guildo Horn schaffe, dass behinderte Menschen aus ihrem Leben plaudern, "ohne vorgeführt zu werden", heißt es in der Begründung. Dass er Preisträger ist, hat Guildo Horn am Freitagabend in Duisburg erfahren. Dort hatte er sich im ausverkauften Kleinkunsttheater "Die Säule" live vor 100 Zuschauern mit fünf geistig behinderten Menschen unterhalten, über ihr Leben, ihre Hobbys und über Britney Spears - ohne erkennbaren roten Faden, genau eben wie in seiner Fernsehshow. "Ich mache halt das, was ich einmal gelernt habe", sagt der studierte Sozialpädagoge (Horn alias Horst Köhler arbeitete bei der Lebenshilfe in Trier und Serrig) im Gespräch mit dem TV und freut sich, "dass das Ganze so eine Resonanz hat": "Damit hätte ich nie gerechnet." Der Bobby ist benannt nach dem ersten Preisträger Bobby Brederlow, einem Schauspieler mit Down-Syndrom. Preisträger waren unter anderem der Fernsehmoderator Günther Jauch, Liedermacher Rolf Zuckowski und Talkmaster Alfred Biolek. Es ist nicht die erste Auszeichnung für "Guildo und seine Gäste". Im vergangenen Jahr gab es für die ungewöhnliche Talk-Show bereits den Paralympic Medienpreis. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass die von Frank Elstner produzierte Sendung morgen auch noch den begehrten Adolf-Grimme-Preis erhält: "Gespräche auf Augenhöhe mit Menschen, die wegen ihrer geistigen Behinderung nicht im Rampenlicht stehen, die aber ihre ganz eigene oftmals verblüffende Art und Weise haben, die Dinge auf den Punkt zu bringen", begründet die Jury die Nominierung für den Fernsehpreis. Die Behinderten seien eben offen und unverkrampft, gäben sich so, wie sie sind - "viel weniger behindert als mancher von uns", erklärt der 44-Jährige den Erfolg der Sendung, von der im Sommer sechs neue Folgen ausgestrahlt werden. "Die Menschen bekommen dadurch ein anderes Bild von Behinderten. Viele wissen doch gar nicht, wie diese Menschen leben und reagieren", sagt der Künstler, der zur Zeit für drei Tage in Baden-Baden in einer Behinderten-Wohngemeinschaft lebt. "Ich habe mit den Bewohnern schon Fußball und Kicker gespielt, morgen gehe ich mit ihnen in die Behinderten-Werkstatt." An Ostern soll die Dokumentation im SWR-Fernsehen ausgestrahlt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort