Politik und Kirchen grenzen sich von Pegida ab

Berlin/München · Politik und Kirchen haben sich erneut von der islamkritischen Pegida-Bewegung distanziert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, warnte davor, die Demonstrationen "so hochzuziehen, als sei es eine wichtige politische Bewegung in unserem Land".

Berlin/München. Der Münchner Erzbischof wandte sich gegen die Vorstellung, das christliche Abendland "hätte etwas mit Ausgrenzung zu tun". Er plädierte für eine "konkrete und engagierte Flüchtlingsarbeit". Sie helfe, Ängste und Vorurteile abzubauen. Die sei auch eine Aufgabe der Kirchen. "Ich bin dankbar, dass viele in unseren Pfarreien das tun", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warb für Begegnungen. "Das heißt, Muslimen begegnen, den Millionen, die hier friedlich mit uns leben", sagte er im "Interview der Woche" des SWR am Samstag. Aufgabe der Kirchen sei es, Räume für solche Begegnungen zu schaffen. Gegen die menschenfeindliche Einstellung, die auf den Pegida-Demonstrationen teilweise zu spüren sei, müsse man "klare Kante" zeigen.
Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel bezeichnete es in der Bild am Sonntag als "widerlich", Weihnachtslieder gegen Flüchtlingsheime zu singen. "Anständige Leute laufen solchen Typen nicht hinterher", sagte er. Dennoch, so der Bundeswirtschaftsminister weiter, müsse man sich mit Menschen befassen, die offenbar glaubten, kein Gehör mehr zu finden.
Der Politologe Hans-Gerd Jaschke bezeichnete die aktuelle Auseinandersetzung als "Kulturkampf". Bei den Europawahlen im Mai 2014 seien islamkritische Parteien nur in Deutschland erfolglos geblieben. Ein Grund dafür sei, dass das konservative Denken sich verflüssigt habe: "Die Politik des Bewahrens der Natur, der Werte und Traditionen, eingebunden in christliche, vor allem katholische Milieus, findet man heute mehr oder weniger bei vielen Parteien und Interessenverbänden." KNA

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