Kriminalität Weniger Einbrüche, Diebstahl und Gewalt – mehr Kinderpornografie

Trier · Laut der neuesten Kriminalstatistik der Polizei sinkt coronabedingt die Zahl der Straftaten. Mehr als ein Viertel aller Täter kommt aus dem Ausland, darunter viele aus Luxemburg.

Wie soll man einbrechen, wenn alle immer zu Hause sind? Wie beim Klauen erwischt werden, wenn alle Geschäfte geschlossen bleiben? Auch Kneipenschlägereien sind seit Monaten unmöglich.

Die am Donnerstag veröffentlichte Statistik des Polizeipräsidiums Trier enthält einige gute Nachrichten: 2020 wurden 2000 Straftaten weniger begangen als 2019 – insgesamt rund 33 000. Die Aufklärungsquote erreichte einen Höchststand: Mehr als 21 000 Taten klärten die Ermittler auf und schafften so eine bisher unerreichte Aufklärungsquote von 68,3 Prozent.

Einige Trends sind klar pandemiebedingt: Die Zahl der Körperverletzungen sank um mehr als sechs Prozent auf 3900. Die der Ladendiebstähle ging um fast 14 Prozent zurück auf 1411. Erfreulich ist auch, dass seltener eingebrochen wurde (382 Fälle), weil viele im Homeoffice arbeiten, weil auch Banden nicht mehr so mobil sind, aber auch, weil immer mehr Menschen ihre Häuser mit sicheren Fenstern und Türen ausrüsten. Mehr als 200 Mal seien Einbrecher frühzeitig gescheitert. Die Befürchtung, die Pandemie könne zum extremen Treiber häuslicher Gewalt werden, bestätigte sich statistisch nicht. Zwar wurden 39 Taten mehr angezeigt als 2019 (insgesamt 1136), aber noch weniger als 2016.

Es gibt aber auch beunruhigende Entwicklungen. Die Zahl der Drogendelikte blieb auf hohem Niveau (rund 3500). Die Cyber-Kriminalität nimmt zu und immer öfter wird Kinderpornografie verbreitet (164 Taten). Kinder und Jugendliche sind dabei nicht nur Opfer, sondern zunehmend auch Täter. „Fast alle haben heute ein Smartphone und sind in zig Whats-App- oder Tik Tok-Gruppen“, sagt Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem. Es komme vor, dass dort Nacktfotos von Kindern geteilt werden. Mal heruntergeladene, mal solche, die Minderjährige selbst geschossen haben. Mancher leite solche Bilder gedankenlos weiter und mache sich strafbar. Der Anteil tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher stieg deutlich – von 46 auf 70. Probleme mit dem Gesetz bekommt aber nicht nur, wer auf Senden drückt, sondern auch der Empfänger. „Da hängt man sehr schnell mit drin“, sagt Jochem.

Die Steigerung der Fallzahlen beruhe darauf, dass eine US-Organisation – das National Centre for Missing and Exploited Children – dem Bundeskriminalamt (BKA) Hinweise gebe. Und zwar dann, wenn ein deutscher Nutzer kinderpornografisches Material in US-Internetdiensten hochlädt. Die Organisation teile dem BKA die IP-Adresse des Täters mit, dieses lokalisiere sie und informiere das zuständige Präsidium.

Jochem rät Eltern dringend, darauf zu achten, auf welchen Seiten und in welchen Gruppen die Kinder im Internet aktiv sind, und mit ihnen darüber zu sprechen, dass Besitz von Kinderpornografie kein Kavaliersdelikt ist.

Drei Viertel aller Verdächtigen waren 2020 Männer, mehr als ein Viertel Ausländer (3980, 27 Prozent), was überproportional viel sei, da Ausländer einen 11,4-prozentigen Anteil an der Bevölkerung haben. Angeführt wird die Top 5 der Herkunftsländer von Rumänien (468), gefolgt von Syrien (382), Luxemburg (356), Polen (303) und Frankreich (131).

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