Porträt: Michael Billen - Der Eifel-Rebell der CDU wird 60

Kaschenbach · Michael Billen ist ein Politiker mit langem Atem. Einer, der in der CDU auch mal für Negativ-Schlagzeilen sorgt. Und sich trotz Gegenwinds nicht unterkriegen lässt. Jetzt wird der Bauer aus Kaschenbach 60 Jahre alt.

Michael Billen ist ein Kämpfer. Einer der sagt, was er denkt. "Ich trete für meine Überzeugung ein und lasse mir nichts gefallen", sagt er in seinem Heimatdorf Kaschenbach in der Eifel. Und wenn er verliere, könne er auch damit umgehen: "Aber nur, wenn ich vorher gekämpft habe."

Die Menschen in der Eifel schätzen Bauer Billens Art — seit nunmehr 19 Jahren sitzt er für die CDU als Abgeordneter im Mainzer Landtag. Dort hat ihm seine Unbeugsamkeit aber immer wieder reichlich Ärger mit politischen Gegnern und auch eigenen Parteifreunden eingetragen. Am 4. Oktober wird der bundesweit bekannte CDU-Rebell 60 Jahre alt.

Gerade schwimmt Billen ganz obenauf: "Ich habe im Moment so viel Spaß in der Politik. So viel Spaß hatte ich noch nie." Die CDU im Eifelkreis Bitburg-Prüm hat ihm erneut das Ticket für die Landtagswahl gegeben — und ihn mit mehr als 98 Prozent ins Rennen zum März 2016 geschickt. Wenn er ein weiteres Mal in den Landtag kommt, wäre dies seine fünfte Legislaturperiode. Und nicht unbedingt seine letzte: "Das lasse ich offen."

Dabei liegt der Tiefpunkt seiner Karriere gerade mal knapp sechs Jahre zurück: Die Ende 2009 ans Licht gekommene Polizeidatenaffäre hätte Billen politisch fast das Genick gebrochen. Denn der Politiker hatte sich über seine Tochter, eine Polizistin, geheime Polizeidaten über Geschäftspartner der damaligen Landesregierung beim Ausbau des Nürburgrings beschafft und an Medien weitergegeben.

"Rein rechtlich war es falsch", sagt er heute. Ende 2013 war er wegen Beihilfe zur Verletzung von Dienstgeheimnissen zu einer Geldstrafe von 3600 Euro verurteilt worden. Auch Billens Tochter wurde verurteilt. Zu Beginn der Affäre habe er mal daran gedacht, hinzuschmeißen. Wegen seiner Tochter: "Ich wusste, wenn ich aufhöre, hätte sie sofort Ruhe." Doch der Familienrat habe ihm empfohlen, weiterzukämpfen.

Er ließ sich nicht unterkriegen. Auch nicht als CDU-Landeschefin Julia Klöckner verhindern wollte, dass Billen bei der Landtagswahl 2011 als Spitzenkandidat der Eifel-CDU ins Rennen ging. In einer Kampfkandidatur holte er sich trotzdem bei den Eiflern sein Ticket. Und Klöckner und Billen legten ihren Streit bei. "Heute verstehe ich mich bombig mit Julia Klöckner", sagt Billen, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mal als "Billen the Kid" bezeichnete.

Auch Julia Klöckner kann heute gut mit Billen: "Michael Billen ist ein Typ, man könnte auch sagen ein Eifler Original: mit Ecken und Kanten. In der Fraktion arbeiten wir verlässlich zusammen, denn er ist ein engagierter Fürsprecher der Land- und Forstwirtschaft", sagt sie in Mainz.

Kampfkandidaturen hat Billen auch vorher gestemmt, auch um den Vorsitz des CDU-Bezirks Trier, den er fünf Jahre innehatte. "Ich habe dabei immer gewusst: Mir kann nichts passieren. Ich bin ja noch Bauer in Kaschenbach." Auch eine familieneigene Hausbrennerei mit reichlich Hochprozentigem haben die Billens in dem Eifelort, in dem es mehr Kühe als Einwohner gibt.

Mit seinen Erfolgen in der Eifel ist der gelernte Landwirtschaftsmeister zufrieden. "Wir haben viel geregelt. Ob Straßen, Sportplätze oder Biogasanlagen: "Wenn man durch die Eifel fährt, sagt man sich, ohne dich gäbe es das nicht oder das nicht." Auch der Flugplatz Bitburg, für den er lange gekämpft hat, habe seiner Meinung nach immer noch Potenzial.

Billen ist mit 18 Jahren in die CDU eingetreten. Seit 1993 ist er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Bitburg-Prüm.
"Ich rede gerne mit den Menschen und schreibe keine Briefe, wenn ich Probleme lösen will", betont er. Damit gehöre er "zu einer Generation von Politikern, die es kaum mehr gibt". In seiner Freizeit gehe er gerne auf die Jagd, fahre viel Motorrad (10 000 Kilometer im Jahr) oder gehe im Wald Holzmachen. "Da kann man gut Aggressionen abbauen."

Für die Landtagswahl am 13. März 2016 wünsche er sich einen Regierungswechsel. "Ich bin der Meinung, es reicht wirklich." Die jetzige Regierung sei "abgewirtschaftet, die kommen aus ihrem Fahrwasser nicht raus". Rheinland-Pfalz brauche nach 25 Jahren eine neue Regierung, "die keine Fehler mehr kaschieren muss". Was würde Billen dann tun? Am liebsten sich weiter als Abgeordneter für die Eifel einsetzen. In Mainz gebe es nur einen Job, der ihn "wirklich interessieren würde", sagt er. "Fraktionsvorsitzender. Das wäre der, den ich am besten könnte."

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