Potzblitz! - Polizei versteht Bedenken gegen Elektropistolen und lässt Projekt Taser begleiten

Trier · Die Trierer Polizei weiß um Einwände an den Strompistolen und kommt Kritikern entgegen.

Regionalliga-Fußball in Trier spielt in der Mainzer Landespolitik normalerweise keine Rolle. Doch die Schlägerei in der Innenstadt zwischen Rowdys vor dem Spiel zwischen Eintracht Trier und Kickers Offenbach hat sich in die gut 150 Kilometer entfernte Landeshauptstadt rumgesprochen. So liegt die Frage auf der Hand, die ein Journalist an Innenminister Roger Lewentz und Polizeidirektor Ralf Krämer richtet, als die gerade das Pilotprojekt zu den Strompistolen in Trier vorstellen (siehe Extra). Können Taser bei diesen Krawallen helfen? Eher nein, antwortet Krämer, für gewaltsame Massenveranstaltungen seien die Pistolen eher nicht gedacht. Aber: "Wenn zwei Polizisten auf einzelne Hooligans treffen, wäre es schon denkbar, zum Taser zu greifen."

Jetzt auch in Trier: Bei Ärger drohen Elektroschocks

Künftig müssen Trierer Polizisten in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, wann sie die Strompistole einsetzen. Ein Jahr läuft das Pilotprojekt mit den Tasern in Trier. Klar ist schon mal: Einen Taser haben die Streifenpolizisten nur dabei, wenn sie mindestens mit einem Zwei-Mann-Team zum Einsatz ausrücken. Denn die größte gesundheitliche Gefahr der Strompistole gehe von den Sekunden aus, in denen ein Angreifer durch den Schuss bewegungsunfähig sei, sagt Krämer. Gibt es dann keinen zweiten Beamten, der einen Getroffenen auffängt, könne ein Sturz fatale Folgen haben.

Amnesty International beklagt jedoch härtere Folgen der Strompistolen, spricht von Todesopfern in den USA und Kanada im Zusammenhang mit Taser-Einsätzen. Und: Kinder, Schwangere und Herzkranke könnten einem größeren Risiko ausgesetzt sein, sollten sie getroffen werden. Mathias John von der Menschenrechtsorganisation warnt davor, den Taser als "nicht-tödliche Waffe zu verstehen" und ihn wahllos einzusetzen. Das Land kommt den Kritikern entgegen, indem es das Projekt begleiten lässt. Die Uni Trier befragt Beamte und Bürger, das Gesundheitsamt soll jeden Getroffenen auf Folgeschäden untersuchen. Krämer sagt, die Polizei habe sich wissenschaftlich abgesichert und gehe nicht von einem höheren Risiko aus. "Hätte es nur ein Prozent Zweifel gegeben, würden wir das nicht machen."

WIE DER TASER FUNKTIONIERT
(flor/dpa) Das Taser-Projekt läuft bis Februar 2018 landesweit nur in Trier. Der Grund: Polizeidirektor Ralf Krämer sammelte früher beim Spezialeinsatzkommando Erfahrungen mit den Strompistolen.
Bei der Waffe schießt ein Polizist aus einer Distanz von bis zu fünf Metern Pfeile ab, die mit einem Draht verbunden sind. Über den Draht wird ein schwacher Stromimpuls von 1,3 bis 2,9 Milliampère mit der hohen Spannung von 50 000 Volt abgegeben. Angreifer sind so für gut fünf Sekunden bewegungsunfähig.

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