Prämien für Diesel-Besitzer: Vor dem Autokauf genau rechnen

Trier/Mainz/Berlin · Die Konzerne überbieten sich momentan mit Prämien bis zu 10.000 Euro, damit Halter alter Diesel auf neue Fahrzeuge umsteigen. ADAC und Verbraucherschützer raten zur Vorsicht.

Wer in diesen Tagen auf den Internetseiten von Autohändlern surft, stößt auf verblüffende Angebote. Konzerne wie VW, Audi, Daimler, BMW, Opel und Ford liefern sich eine Rabattschlacht, in der sie Halter alter Diesel-Autos mit einer Umstiegsprämie beim Kauf eines neuen Fahrzeugs locken. Die Spanne beim Preisnachlass bewegt sich von 2000 Euro bis 10 000 Euro, die VW beim Touareg runtergeht. Das alte Auto muss dafür verschrottet werden.

Die Ziele der von den Konzernen bezahlten Abwrack-Prämie: schmutzige Autos von den Straßen holen und den Preisverfall stoppen, da immer weniger Diesel gekauft werden und in manchen Städten Fahrverbote drohen. Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale sieht in den Prämien einen "gewissen Marketing-Zweck der Autoindustrie, um die Umsätze wieder anzukurbeln". Wenn Autokonzerne darauf hinweisen, es gebe Prämien für alternative Antriebe wie Elektromotoren, kritisiert Buttler, dass satte Rabatte auch für schadstoffreiche Dieselfahrzeuge gelten.

Herbert Fuss, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Mittelrhein, rät Verbrauchern zum gründlichen Rechnen. Wer einen Rabatt nutzen wolle, solle zunächst einmal von einer Fachkraft genau bewerten lassen, wie viel das alte Auto noch wert sei, sagt er. Über Verhandlungsgeschick sei ein satter Preisnachlass von bis zu zwölf Prozent ohnehin drin, meint er. Fuss sagt: "Verbraucher dürfen nicht so blauäugig sein, dass sie hinterher mit der Prämie ein schlechteres Geschäft abschließen."

Beim Diesel bleibe obendrein abzuwarten, wo die Reise hingehe, zumal in manchen Städten ein Fahrverbot drohe, gibt Fuss zu bedenken. Wer sein Auto nur in der Eifel oder dem Hunsrück nutze, dem drohe ein Verbot nicht. Führten Fahrten aber in Großstädte wie Köln oder Stuttgart, könne es auf Dauer schwierig werden, einen Diesel mit hohem Schadstoffausstoß überall fahren zu dürfen.

Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kritisierte am Mittwoch erneut die Umweltprämie. Diese mache nur Sinn, wenn sie ausschließlich für emissionsarme Fahrzeuge gelte, sagte sie. Die Ministerin forderte Autobauer auf, neue Diesel über Software-Updates hinaus verstärkt nachzurüsten. Der Branchenverband VDA lehnt das ab. Er verweist auf Berechnungen des Umweltbundesamtes, das mit der Prämie und den Updates einen Rückgang von sechs Prozent bei den mit Stickoxid belasteten Städten erwartet.

TV-Leser Gerhard Wagner ärgert sich, dass die Grünen für alte Diesel-Autos eine sogenannte blaue Plakette fordern, um sie aus den Innenstädten zu verbannen. "Das bedeutet doch unweigerlich, dass nur die Reichen, die sich eben mal ein neues Auto leisten können, noch in die Innenstadt gelassen werden. Ist das die neue grüne Politik?", will Wagner von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wissen. "Die grüne Politik ist, dass wir rauskommen aus den Emissions-Autos und ab 2030 keine mehr zulassen", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch bei einem Gespräch mit der TV-Redaktion . Die Autoindustrie müsse die Besitzer von Dieseln entschädigen. "Es reicht nicht zu sagen, die bekommen einen neuen Diesel. Der Ersatz muss ein Hybrid- oder Elektro-Wagen sein."Extra: WIE LÄUFT DIE NACHFRAGE IN DER REGION?

(flor) Laut Manfred Dahm, Geschäftsführer des Volkswagen Zentrums Trier, ist mit der Prämie die Nachfrage nach neuen Autos gestiegen. Auch Thomas Stade vom Autohaus Schaal in Bitburg rechnet mit mehr Verkäufen.Mehr zum Thema

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