Pro Kopf 301 Euro

TRIER. Zahlreiche Arztpraxen werden heute wegen eines landesweiten Protesttags geschlossen bleiben. Die Mediziner protestieren gegen ein Arzneimittelsparpaket – dabei sind die Ausgaben für Medikamente im Land vergleichsweise niedrig.

Zu viel Bürokratie, die zeitliche Beanspruchung in den Praxen sowie die vergleichsweise niedrige Honorierung - das sind die Gründe, warum sich heute ab 12 Uhr Ärzte aus ganz Rheinland-Pfalz in Neustadt versammeln werden. Auch in Mainz wird es eine Aktion geben. Mit ihrem anhaltenden Protest wollen die niedergelassenen Mediziner auch auf eine schlechter werdende Versorgung durch ein Arzneimittelsparpaket hinweisen, mit dem ab April jährlich 1,3 Milliarden Euro gespart werden sollen (der TV berichtete). Das scheint auch im Hinblick auf die Stabilisierung der Kassenbeiträge durchaus nötig zu sein. Denn in der Tat sind die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) im vergangenen Jahr um rund 16 Prozent gestiegen. Auch in Rheinland-Pfalz gaben die Kassen mehr für Medikamente aus. Laut Techniker Krankenkasse (TK) stiegen die Ausgaben im Land um 13,2 Prozent gegenüber 2004 - die Rheinland-Pfälzer lagen damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. 1,1 Milliarden Euro betrugen die Ausgaben. Damit wurde das mit den GKV vereinbarte Ausgabenvolumen von einer Milliarde Euro nur knapp überschritten. Die Ärzte im Land scheinen also auch ohne gesetzliche Vorgaben durchaus schon sparsam zu verordnen. Laut TK gaben die Krankenkassen im vergangenen Jahr je Versichertem im Schnitt 301 Euro aus, bundesweit waren es 322 Euro. Die ab April in Kraft tretende Bonus-Malus-Regelung würde nach diesen Zahlen die rheinland-pfälzischen Ärzte nicht ganz so hart treffen. Laut dieser Regelung haften die Mediziner persönlich, wenn sie das festgelegte Ausgabenvolumen überschreiten, liegen sie darunter, gibt es einen Bonus. TK-Landeschefin Anneliese Bodemar fordert angesichts der "gemäßigten Arzneiausgaben" regionale Sparmaßnahmen. Die neue Regelung lasse nämlich regionale Vereinbarungen für Einsparungen bei Arzneimitteln zwischen Kassen und Ärzten zu. Ein Vorschlag, der bei den Medizinern auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte. Sie sind mehrheitlich gegen Einzelverträge mit Kassen. Stattdessen fordern sie, wie übrigens die Kassen auch, die Politik auf, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu senken.

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