Prösterchen bei Sabine

MAINZ. Ein Minister als "Fernsehstar" und aus Steuergeld finanzierte "Weinwerbung" in der ZDF-Serie "Sabine!" sorgen in Mainz für Furore. Gut 100 000 Euro hat sich das Land nach Informationen des TV die Marketing-Aktion kosten lassen.

"Product Placement" heißt die umstrittene Art von bezahlter Schleichwerbung, die auf allen Fernsehkanälen immer mehr um sich greift. Mit dabei ist jetzt im wahrsten Wortsinn der Mainzer Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage (FDP). In die ZDF-Vorabendserie "Sabine!" kaufte sich sein Ministerium nach Informationen des TV für gut 100 000 Euro ein. Im Gegenzug wird bei "Sabine" aus dem pfälzischen Deidesheim, die mit ihrem Hausschwein "Lili" durch Berlin wirbelt, ziemlich oft Wein und ausdrücklich Winzersekt getrunken und auf Rebensaft aus der Pfalz oder vom Mittelrhein abgehoben. Dabei fallen dann auch schon mal etwas plumpe Sätze wie: "Ich fange langsam an, mich für Rheinland-Pfalz zu interessieren." In einer Folge im Februar war wieder einmal vertragsgemäß das von der landeseigenen Investitionsbank mitgesponserte Restaurant "Lindenlife" im Herzen der Hauptstadt Ort des Geschehens.Der Empfehlung des Kellners zu Pfälzer Riesling folgte sein Hinweis: "Unser Weinbauminister und seine Gäste trinken ihn auch gerade." Und ein dezenter Kamera-Schwenk erfasste für einen kurzen Moment Weingenießer Hans-Artur Bauckhage.Auftritt des Ministers im Weinrestaurant

Weder ZDF noch Weinbauministerium finden an dem umstrittenen "Product Placement" etwas anrüchiges, fährt doch "Sabine" auch laut Vertrag zwischen VW und Produktionsfirma ein Beetle-Cabrio.Bis zu fünf Millionen Zuschauer pro Folge in einer kaufkräftigen Zielgruppe sprechen für sich, sagt Ministeriumssprecher Jörg Wagner. Die Werbung sei so gesehen absolut günstig. Weine oder Weingüter werden nach seinen Angaben nicht gezielt genannt.Der Auftritt des Ministers war laut Wagner eine Idee der ZDF-Zuständigen, um die Botschaft authentisch zu untermauern. Der Name Bauckhage sei nicht gefallen und erst recht kein Geld für den Auftritt geflossen.Die CDU wettert dagegen, dass die Winzer für die PR des Ministers zahlen müssten. Sie will Bauckhages Vermarktungsaktion im Haushaltsausschuss thematisieren.Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte das ZDF zur "klaren Trennung zwischen Werbung und Programminhalt" auf. "Für den Zuschauer muss Werbung klar erkennbar sein", sagte der Bundesvorsitzende Michael Konken. "Das ZDF darf nicht zur Dauerwerbesendung werden", sagte Konken.Ministerpräsident Kurt Beck will als Verwaltungsratsvorsitzender des ZDF vom Mainzer Sender generell die einträgliche Kooperationspraxis überprüfen lassen, damit sich nur ja keine verbotene Werbung einschleicht.

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