Protestanten auf Diät

TRIER. Mit einer "Besinnung auf das Wesentliche" hat die evangelische Kirche im ehemaligen Regierungsbezirk Trier einen "Strukturprozess" eingeleitet, an dessen Ende der Rotstift steht. Mindestens 200 000 Euro müssen gespart werden. Gläubige können ihre "Lieblingskirchenkinder" verteidigen.

"Was wünscht Ihr Euch vom Kirchenkreis für 2015?", fragt der evangelische Trierer Öffentlichkeitspfarrer Jörg Weber die 55 000 Schäfchen seines Kirchenkreises zwischen Trier, Mosel, Eifel und Hunsrück. Aus vier Regionalkonferenzen erwarten er und Superintendent Christoph Pistorius noch in diesem Monat eine Antwort, die als Leitbild über dem anstehenden Wandlungsprozess prangen soll. Moderiert und ausgewertet von einer externen Beratungsfirma gelte es, die Gemeindedinge auf den Punkt zu bringen, sagt Pistorius. "Wer Sorge um seine "Lieblingskinder, also bestimmte Arbeitsfelder, in der Gemeinde-Arbeit hat, soll kommen." Jeder könne sich beteiligen. Das regionale evangelische Leitbild soll am 20. Juni von Abgeordneten der Kreissynoden beschlossen werden und Prioritäten klar machen, wie Pfarrer Weber erklärt. Man wolle als Kirchenkreis auch neue Ideen suchen, um Trends zu setzen. Aber letztendlich können die Offiziellen das zentrale Ziel nicht verhehlen: Um rund 200 000 Euro muss der regionale Kirchenkörper abgespeckt werden - "aber das kann auch noch mehr werden", räumt Weber ein. Welche Gemeinden zusammengelegt, welche Institutionen gestrichen werden, hat der Kirchenkreis bis 2006 zu entscheiden. Bereits im Oktober habe man alle Einrichtungen befragt, was sie für wichtig hielten. "Nun möchten wir noch gerne Visionen erfahren", erklärt Weber den Sinn der vier geplanten Regionalkonferenzen. Eine "Auftragsarbeit von der Landeskirche" sei die Besinnung und Konzentration aufs Wesentliche angesichts des demographischen Wandels, sagt Superintendent Pistorius. Noch drückt der finanzielle Gürtel den Kirchenkreis Trier nicht ganz so stark: Im Kirchenkreis Trier gebe es ein Drittel mehr Taufen und Eintritte als Kirchenaustritte, freut sich Jörg Weber.Landeskirche schrumpft um ein Drittel

Doch in den nächsten Jahren wird der Bevölkerungsschwund aller Voraussicht nach die Kirchen hart treffen: Die Rheinische Landeskirche, in der der Trierer Kirchenkreis aufgeht, erwarte einen Schwund von drei auf zwei Millionen Mitglieder in den nächsten zehn Jahren, wie der Pfarrer berichtet. "Vor Ort ist die Situation sehr unterschiedlich", sagt Pistorius. Gerade im stark protestantischen Hunsrück aber sei der Bevölkerungsrückgang schon jetzt dramatisch. Hier gelte es, konkrete Aussichten für die Zukunftskirche transparent zu machen. Nach den Regionalkonferenzen in diesem Jahr ist für 2006 erstmals ein zentraler Kreiskirchentag für alle Protestanten der Region geplant. Zur ersten der vier Regionalkonferenzen sind Protestanten am Donnerstag, 10. Februar, 19 bis 22 Uhr, ins Trierer Dietrich-Bonhoeffer-Haus geladen.

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