Proteststurm rettet Puppenbühnen

Mainz · Nach massiven Protesten von Kindergärten im ganzen Land will die SPD die im Rahmen der Polizeireform vom Aus bedrohten Puppenbühnen retten. Allerdings sollen keine dienstfähigen Beamten mehr die Arbeit leisten.

Mainz. Eine Flut von Briefen, E-Mails und Botschaften per Fax hat in den vergangenen Wochen die rot-grünen Abgeordneten im Mainzer Landtag überschwemmt. Der Aufschrei war groß, nachdem bekanntgeworden war, dass die beliebten Puppenbühnen der Polizei an den Standorten Trier, Koblenz, Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen aus Spargründen abgeschafft werden sollen (der TV berichtete).
Geballter Unmut


Die Kindergärten wollen jedoch die aus ihrer Sicht wichtige Präventionsarbeit unbedingt erhalten. Für die zwei- bis siebenjährigen Kinder ist es meist der erste direkte Kontakt mit der Polizei. Sie lernen spielerisch, wie sie sich richtig im Verkehr verhalten und was sie tun sollten, wenn ein Fremder sie anspricht.
Der geballte Unmut zeigt nach TV-Informationen Wirkung: Die SPD-Landtagsfraktion hat darüber diskutiert, wie die Bühnen erhalten werden können, und strebt dies mit Hilfe von Ehrenamtlichen oder pensionierten Beamten an. Am kommenden Donnerstag wird Innenminister Roger Lewentz seine Vorschläge in Sachen Polizeireform präsentieren.
Es sind nicht so sehr die jährlichen Sachkosten von 60 000 Euro, pro Bühne je 12 000, die das Ministerium und die Politik zum Handeln zwingen. Es geht vielmehr darum, bei der angestrebten Abschmelzung von etwa 9400 auf 9014 Polizeibeamte im ganzen Land die richtigen Akzente zu setzen. So sollen Polizisten, die voll dienstfähig sind, auch entsprechend Schicht- und Streifendienst verrichten. Nach Angaben von Eric Schaefer, Sprecher des Innenministeriums, sind derzeit zwölf Beamte, die "wechseldienstschichtfähig" sind, wie es im Fachjargon heißt, bei den Puppenbühnen eingesetzt. Insgesamt kümmern sich 13,5 Beamte und zwei Tarifbeschäftigte um die Kinder-Theater.
Ernst Scharbach, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, zeigt sich auf TV-Anfrage "ausgesprochen begeistert" darüber, dass die Puppenbühnen erhalten bleiben sollen. Die Gewerkschaft habe diesbezüglich viele Unterstützerbriefe und Anrufe erhalten. Scharbach verweist darauf, die meisten der bei den Bühnen eingesetzten Beamten seien nur eingeschränkt dienstfähig.
Fehler in Präsidien


Er räumt aber ein, "dass es da auch voll dienstfähige Leute gibt". Dies sei ursprünglich nicht geplant gewesen und basiere auf "Fehlern in den Präsidien".
Die Idee der SPD, Ehrenamtliche oder Pensionäre bei den Puppenbühnen einzusetzen, beurteilt Scharbach skeptisch. "Ich sehe wenig Chancen, Leute außerhalb des aktiven Dienstes zu finden, die das machen können und wollen."

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