Prüfung zu gut, um wahr zu sein

BITBURG/TRIER. Gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Flugplatz Bitburg GmbH, Joachim Horn, ermittelt die Staatsanwaltschaft Trier wegen Betrugs. Horn soll seine Juristische Staatsprüfung gefälscht haben.

"Aus persönlichen Gründen hat Stefan Horn das Unternehmen zum 1. Juli 2003 verlassen." Mit dieser Mitteilung überraschte der Aufsichtsrat der Flugplatz Bitburg GmbH die Öffentlichkeit. Weiter gehende Begründungen für das Ausscheiden Horns, der im September 2002 als Geschäftsführer angetreten war, gab und gibt es bis heute nicht von Seiten der Flugplatz-GmbH, in der die Kreise Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und die Stadt Trier sowie Kammern und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Daun vertreten sind.Hoch gelobt und tief gefallen

Ein dem TV vorliegendes Schreiben des Referats Luftverkehr des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV) beleuchtet nun die Hintergründe des Abgangs des einst so gelobten Geschäftsführers. In dem an die Staatsanwaltschaft Koblenz gerichteten Schreiben erstattet der LSV Strafanzeige wegen Urkundenfälschung und Betrug gegen Joachim Horn.Nach Erkenntnissen des LSV hat sich Horn mit gefälschten Zeugnissen beworben. Der Flugzeugingenieur hatte angegeben, Volljurist zu sein. Zum Beweis legte er ein Zeugnis des gemeinsamen Prüfungsamtes der Länder Freie Hansestadt Bremen, Freie und Hansestadt Hamburg und Schleswig-Holstein über eine am 13. November 1996 in Hamburg bestandene Große Juristische Staatsprüfung vor. Die will Horn mit 14,30 Punkten, was der Note "gut" entsprechen soll, abgelegt haben, schreibt der LSV.Nachforschungen der Bitburger Flugplatz GmbH ergaben im Sommer 2003 ein anderes Bild. Laut eines Schreibens des norddeutschen Prüfungsamtes hat sich jedoch herausgestellt, "dass Herr Horn an dem in dem Zeugnis angegeben Tag an keiner juristischen Staatsprüfung teilgenommen hatte", schreibt der LSV. Zudem enthalte das Zeugnis eine falsche Notenangabe. Die 14,30 Punkte entsprechen nach Aussagen des Prüfungsamts nämlich der Note "sehr gut".Doch damit nicht genug. Unmittelbar vor Beendigung seines Engagements hat sich Horn nach Recherchen des LSV beim Luftfahrt-Bundesamt beworben. "Auch hier erhielten die Bewerbungsunterlagen ein Zeugnis über die angeblich bestandene Staatsprüfung", teilt der LSV mit.Gernot Keßler, Chef des Referats Luftverkehr des LSV, sieht in seinem Schreiben die Tatbestände der Urkundenfälschung und des Betrugs erfüllt. Zudem sieht der LSV die Berufspiloten-Lizenz Horns in Gefahr. Schließlich beinhalte die Lizenz auch eine Zuverlässigkeitsüberprüfung des Piloten.Das an die Staatsanwaltschaft Koblenz gerichtete Schreiben ist inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Trier gelandet. Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos sagte dem TV , dass Ende März mit einem Ergebnis der Prüfung gerechnet werde. Es werde wegen Einstellungsbetrugs und Urkundenfälschung ermittelt.Das Fälschen von Urkunden wird nach Paragraph 267 Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe geahndet.Gernot Keßler vom LSV wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht zu den Vorwürfen äußern. Mit dem Hinweis auf eine Abmachung mit Horn, über die Gründe für das Ende des Geschäftsführer-Tätigkeit Stillschweigen zu bewahren, will auch Bitburg-Prüms Landrat Roger Graef, Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH, zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen. Auch die Rechtsanwälte Horns waren zu keiner Aussage bereit.Böses Ende einer "glücklichen Konstellation"

Nicht immer gaben sich Horn und Graef so schweigsam. Im Sommer 2002 begründete der Aufsichtsvorsitzende die Auswahl Horns mit der "glücklichen Konstellation", dass Horn Pilot und Jurist sei, auf einem Flugplatz gearbeitet habe, in der Luftfahrtindustrie tätig war und Erfahrung mit der Arbeit in Behörden habe.Joachim Horn, der während seiner Bundeswehrzeit in den USA zum Flugingenieur ausgebildet wurde und anschließend die Lizenz als Berufspilot erwarb, arbeitete nach eigenen Angaben vor seinem Engagement in Bitburg beim insolventen Flugzeughersteller Fairchild-Dornier in Oberpfaffenhofen als Manager Legal Standards. Zuvor war Horn Pilot und Flugbetriebsleiter bei einem norddeutschen Luftfahrtunternehmen sowie Flugbetriebsleiter des Flugplatzes Egelsbach in Hessen. Auch im schleswig-holsteinischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr in Kiel hat er nach eigenem Bekunden Berufserfahrung gesammelt.

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