Psychiater des mutmaßlichen Mörders von Laura-Marie: "Er wirkte stabil" - Angeklagter war wegen Aggressionen in Behandlung

Trier · Der Trierer, der die 16-jährige Laura-Marie ermordet haben soll, war wegen seines aggressiven Verhaltens über Jahre hinweg in psychiatrischer Behandlung. 2012 wirkte er so stabil, dass man seine Medikamente absetzte.

 Wachmänner bringen den Angeklagten am ersten Prozesstag in den Gerichtssaal. TV-Foto/Archiv: Friedemann Vetter

Wachmänner bringen den Angeklagten am ersten Prozesstag in den Gerichtssaal. TV-Foto/Archiv: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Erstmals wird der Mordprozess in einen kleineren Saal des Trierer Landgerichts verlegt - und prompt reichen die Stühle nicht. Das Interesse ist ungebrochen hoch. Ebenso wie die Sicherheitsvorkehrungen.

Die Polizisten, die sonst unauffällig in der letzten Reihe Platz nehmen, schieben die herbeigeschafften Stühle an die linke Wand. Von dort aus haben sie das Publikum im Blick. Da sitzen Nachbarn, Freunde und Verwandte der 16-jährigen Laura-Marie aus Trier-Nord, die am 13. März mit vier Messerstichen getötet und dann verbrannt wurde. Dort sitzen aber auch Freunde des Angeklagten. Und Leute, die den Prozess verfolgen, weil dies spannender ist als Fernsehen.

Zurückhaltend und aggressiv

Ein letztes Mal werden Zeugen gehört. Auf Wunsch des Verteidigers sagt der von seiner Schweigepflicht entbundene Psychiater des 25-jährigen Angeklagten aus. Und seine Bewährungshelferin. Ihre Aussagen vervollständigen das Bild von der Persönlichkeit des Mannes, der auf der einen Seite immer wieder als freundlich und zurückhaltend beschrieben wurde, aber auf der anderen als aufbrausend und aggressiv.

Der Psychiater hatte erstmals 2010 mit dem Angeklagten Kontakt, nachdem dieser im Ausbildungsbetrieb einen Kollegen angreifen wollte. Der Metallmaler sei immer wieder durch solche "Ausraster" und durch selbstverletzendes Verhalten aufgefallen. Der Arzt entschied, dass er weiter die Medikamente nehmen solle, die ihm 2009 während eines stationären Aufenthalts in der Psychiatrie des Trierer Mutterhauses verschrieben worden waren. Der junge Mann wurde krankgeschrieben und brach die Ausbildung ab.

Wenig später musste er sich vor Gericht verantworten, weil er ein Mädchen die Treppe heruntergestoßen und verletzt hatte. Erneut kam er in die Klinik und erhielt Medikamente, die seine Aggressionen dämpfen sollten.

"Die Bewährung lief gut"

Danach ging es bergauf. "Die Bewährung lief gut", sagt seine Bewährungshelferin. Zwar sei Aggression sein ständiger Begleiter gewesen. So brüstete der Straffällige sich mit brutalen Fouls beim Fußballspielen. Auch beschönigte er anfangs seine Tat. "Er konnte sich nicht in das Opfer hineinversetzen", sagt die 39-Jährige. Im Laufe der Zeit sei er jedoch in der Lage gewesen, seine Schuld zu erkennen.

Zudem habe er alle Auflagen erfüllt: Im Jugendhilfezentrum am Helenenberg schloss er seine Ausbildung ab, er erschien pünktlich zu Treffen, auch zu jenen mit seinem Psychiater, es kam zu keinen weiteren Ausfällen. "Er wirkte stabil", sagt sein Arzt. Und so wurde die Medikamentation Ende 2012 eingestellt.

Zwei Jahre, drei Monate und 13 Tage später erstach der Trierer - wie er selbst gesteht - die 16-jährige Laura-Marie. Er sagt: Es geschah im Streit. Die Anklage wirft ihm vor, eine Vergewaltigung geplant zu haben.

Die Frage, wie sein Verhältnis zu Frauen war, taucht wieder auf. "Ich hatte das Gefühl, dass er ein Problem mit Frauen hatte", sagt die Bewährungshelferin über den Mann, der auf sie viel jünger und naiver wirkte, als sein Alter vermuten ließ. Eine Freundin fand er offenbar nicht.

Am 21. Dezember wird der Prozess fortgesetzt, das Urteil könnte am 15. Januar gefällt werden.

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