Psychisch Kranke müssen Monate auf Behandlung warten

Trier · Mehr als drei Monate muss ein psychisch Kranker in der Region auf einen Therapie-Termin warten. Obwohl es bereits jetzt zu wenig Psychotherapeuten gibt, soll die Zahl ab 2013 noch weiter reduziert werden, um Kosten zu sparen.

Ein Blick in den jüngsten Gesundheitsreport der Krankenkasse Barmer/GEK zeigt es deutlich: Im Schnitt fällt ein Arbeitnehmer, bei dem eine psychische Erkrankung festgestellt worden ist, bis zu 40 Tage aus. Zumeist jedoch sind die Betroffenen viel länger krankgeschrieben. Denn nicht selten müssen sie mehrere Monate auf eine Therapie warten.Vier Wochen betrage in Rheinland-Pfalz die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz, zwei Wochen länger als im Bundesdurchschnitt, sagt Gisela Borgmann-Schäfer, Sprecherin der Landestherapeuthenkammer. Der Grund: Zum einen nähmen die diagnostizierten psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen zu, auch durch die immer älter werdende Generation stiegen die Patientenzahlen. Gleichzeitig gebe es aber zu wenig Psychotherapeuten. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind es zum Beispiel gerade mal elf, in Bernkastel-Wittlich 17. Das bedeutet, dass dort auf 100.000 Einwohner im Schnitt rund 15 Psychotherapeuten kommen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 26 Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner, Bernkastel-Wittlich liegt damit 42 Prozent unter diesem Schnitt, Bitburg-Prüm sogar 55 Prozent, die Vulkaneifel 69 Prozent, und selbst Trier und Trier-Saarburg mit insgesamt rund 54 Psychotherapeuten hat demnach 15 Prozent zu wenig.Die Folgen dieser laut Borgmann-Schäfer "mangelhaften" Versorgung führten nicht nur zu längeren Arbeitsunfähigkeiten, sondern auch dazu, dass viele Patienten von Ärzten Psychopharmaka verschrieben bekämen, die die Symptome der psychischen Erkrankungen linderten aber nicht heilten.
Die Situation könnte sich ab 2013 noch verschärfen. Denn im kürzlich vom Bundestag beschlossenen Versorgungsstrukturgesetz wurde festgelegt, dass in bestimmten Regionen keine zusätzlichen Psychotherapeuten mehr zugelassen werden, frei werdende Praxen sollen nicht mehr besetzt werden. Laut Borgmann-Schäfer würden es dann in Rheinland-Pfalz 20 Prozent weniger Psychotherapeuten geben als jetzt.

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