Radiomann bald auch Fernsehfee?

TRIER. Wer bekommt die neue Fernseh-Sendelizenz für den derzeit noch von "Trier Plus" belegten Trier-Bitburger Kabelkanal? Die besseren Karten hat nach Informationen unserer Zeitung das Bewerberkonsortium um "Radio in Trier"-Chef Sven Herzog.

Gute Zeiten für Herausforderer Herzog, schlechte Zeiten für Lizenz inhaberin Müller: "Radio in Trier"-Gründer Sven Herzog (36) hat im Rennen um die Neuvergabe der "Trier Plus"-Sendelizenz offenbar die Nase vorn. Nach TV -Informationen hat sich der Rechts- und Zulassungsausschuss der für die Lizenzvergabe zuständigen Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) mehrheitlich für das Herzog-Bewerbekonsortium ausgesprochen. Endgültig entscheidet die LPR-Vollversammlung am übernächsten Montag.Knatsch wegen Betriebsrats-Gründung

Bis vor kurzem sah es noch so aus, als hätte Radiomann Herzog gegen die derzeitigen "Trier Plus"-Macher Mekom GmbH keine Chance. Hinter der Gesellschaft, die die Sendelizenz zunächst nur befristet erteilt bekam, stehen der aus einer Trierer Unternehmerfamilie stammende Stephan Johannes Müller und seine Ex-Frau Irene. Weil Mekom unlängst Mitarbeiter-Gehälter verspätet auszahlte, war das Unternehmen in die Schlagzeilen geraten ( TV vom 9. November). Mekom-Anwalt Remo Laschet hatte seinerzeit Finanzprobleme verneint und die Zahlungsverzögerungen mit einem Wechsel der Banken begründet. Ob die verspäteten Lohnüberweisungen möglicherweise Auswirkungen auf die Pro-Herzog-Empfehlung des LPR-Ausschusses hatten, ist unklar. Fakt ist jedoch, dass die Landeszentrale nach zwei Lokalfernsehsender-Pleiten in Trier bei der Neuvergabe ein besonderes Augenmerk auf die Bonität der Bewerber richtet. Genau aus diesem Grund stößt in Ludwigshafen aber auch die Herzog-Bewerbung auf Skepsis. Der heute 36-jährige Radio-Chef hatte mit seiner Herzog Telekom AG erst vor vier Jahren selbst finanziellen Schiffbruch erlitten. "Unsere Entscheidung erinnert ein wenig an die Wahl zwischen Pest und Cholera", lästerte am Dienstag ein LPR-Insider. Sollte das Herzog-Konsortium, dem neben dem Trierer Radiomann unter anderem Kino-Betreiber Dirk Ziesenhenne, Michael Berger ("Burger King") und Peter Stablo ("Palais") angehören, am 20. Dezember tatsächlich den auf zehn Jahre befristeten Zuschlag für die Lizenz bekommen, bleiben die Bildschirme auf der "Trier Plus"-Kabelfrequenz zunächst einmal dunkel. "Wir brauchen drei bis sechs Monate Vorbereitungszeit bis zum Sendestart", sagte Herzog gestern dem TV . Unterdessen gibt es bei Noch-Lizenz-Inhaber Mekom offenbar erneut Feuer unter dem Dach. Nach Informationen unserer Zeitung soll es im Unternehmen heftigen Knatsch wegen der von einigen Mitarbeitern initiierten Gründung eines Betriebsrats gegeben haben. "In einer Betriebsversammlung wurde uns von der Geschäftsführung und einem Juristen gesagt, wie schädlich ein Betriebsrat für ein so junges Unternehmen sei", sagte ein Teilnehmer dem TV . "Die Geschäftsleitung hat lediglich angemerkt, dass es möglicherweise günstiger wäre, mit der Betriebsrats-Gründung bis nach der Lizenzvergabe zu warten", meint dagegen Mekom-Anwalt Remo Laschet. Druck auf die Mitarbeiter sei nicht ausgeübt worden. Bei der Gewerkschaft Verdi sieht man das anders und verweist auf eine kurzerhand vor die Tür gesetzte Mekom-Mitarbeiterin, die Mitglied im Wahlvorstand gewesen sei. "Der Rauswurf deutet auf den Versuch hin, die Wahl eines Betriebsrats zu verhindern", sagt Verdi-Bezirkschef Detlef Schieben und kündigt eine Klage gegen Mekom an. Deren Anwalt Remo Laschet weist einen möglichen Zusammenhang zwischen Kandidatur und Kündigung dagegen zurück. Der Mitarbeiterin sei aus "personenbedingten Gründen" gekündigt worden. Ob mit Druck oder ohne: Seit Montagabend hat jedenfalls auch die Mekom GmbH einen dreiköpfigen Betriebsrat.

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