Raubüberfälle in der Region: Fahnder setzen auf Mitwisser

Trier · Wer sind die Männer, die seit 2009 drei Frauen und zwei Rentner in und um Trier überfallen haben? Die Polizei vermutet, dass es sich in allen fünf Fällen um dieselben Täter handelt.

Trier. Die Opfer haben vermutlich Todesangst ausgestanden: Überfallen, bedroht, schwer misshandelt, gefesselt, eingesperrt - in der eigenen Wohnung. Überfallen von brutalen, rücksichtslosen Räubern. Seit 2009 registriert die Polizei in der Region eine Serie von Raubüberfällen, fünf insgesamt.
Das Muster, immer das gleiche: Frauen, allein zu Hause, oder allein lebende ältere Männer, werden überfallen und zum Teil ausgeraubt. Und das immer an einem Mittwoch oder an einem Freitag. Das könne Zufall sein, sagt Edmund Scheuern. Er ist Erster Polizeihauptkommissar im Trierer Polizeipräsidium und leitet die Ermittlungen. Er vermutet, dass alle fünf Fälle zusammenhängen. Dass es sich jeweils um dieselben Täter handelt. Ein konkreter Hinweis darauf fehlt bislang, zumindest in drei Fällen.
Klar zu sein scheint, dass es sich bei dem Überfall in Trier im September 2009 und dem ein halbes Jahr später in Thomm (Kreis Trier-Saarburg) um denselben Täter handelt. Die 48-jährige Frau, die im September 2009 überfallen wurde, hat ein halbes Jahr später auf einem Phantombild der Polizei nach einem ähnlichen Überfall in Thomm (Trier-Saarburg), den Mann erkannt, der bei ihr geklingelt und versucht hat, sie auszurauben. Doch von dem Mann fehlt bis jetzt jede Spur.13 500 Euro Belohnung


Die Polizei lege ungeklärte Verbrechen nie zu den Akten, sagt Scheuern. Routinemäßig würden alte Fälle immer wieder überprüft. "Die Täter müssen wissen, dass sie vor der Kripo Trier keine Ruhe haben werden." Daher veröffentlicht die Polizei nun wieder das Phantombild. In der Hoffnung, dass sich neue Zeugen melden. Oder Mitwisser. Denn die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter mindestens einen Komplizen hat. Nun hoffen sie, dass jemand, der etwas von den Taten weiß, auspackt. 13 500 Euro Belohnung haben die Trierer Staatsanwaltschaft und Privatleute ausgesetzt.
Einen Raubüberfall aus der seit 2009 anhaltenden Serie hat Kommissar Scheuern vor zwei Jahren in der ZDF-Sendung vorgestellt: Eine 60-jährige Geschäftsfrau ist in Kordel (Trier-Saarburg) in ihrem Haus überfallen worden. Eine heiße Spur sei unter den Hinweisen nach der Sendung nicht dabei gewesen.
Obwohl die Polizei die Raubüberfälle als brutal und besonders schwer einordnet, gebe es keinen Hinweis darauf, dass die Region zu einem Hort von Schwerverbrechern geworden ist, sagt Scheuern. Allerdings ist die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte, zu denen auch Raubüberfälle gehören, seit 2008 von 5146 auf 5327 in der Region gestiegen. Im vergangenen Jahr hat die Polizei 165 Raubdelikte registriert.Extra

30. September 2009, Trier Eine 48-Jährige hält sich im Garten ihres Hauses auf, als es gegen elf Uhr an der Haustür klingelt. Ein Unbekannter fragt, ob ihr Mann zu Hause sei. Als sie dies verneint, kommt der Mann auf sie zu, stößt sie zu Boden, schlägt ihr ins Gesicht und fordert die Herausgabe von Bargeld. Als die Frau lauthals schreit und Nachbarn aufmerksam werden, läuft der Mann mit schwarzer Wollmütze auf dem Kopf ohne Beute davon. Das Opfer bleibt verletzt zurück und wird im Krankenhaus behandelt. 26. Februar 2010, Thomm Eine heute 33 Jahre alte Mutter ist allein zu Hause, als es gegen 11.30 Uhr an der Tür klingelt. Sie öffnet nichtsahnend und wird sofort in den Hausflur gedrückt. Der Täter, ein Mann mit roter Wollmütze und Elektro-schocker in der Hand, verlangt Bargeld und Schmuck. Er schlägt ihr mit der Faust ins Gesicht, zerrt sie in den Keller, fesselt und knebelt sie, um in aller Ruhe das Haus nach Wertsachen zu durchsuchen. Nach qualvollen Minuten gelingt es der Frau, sich zu befreien und eine Nachbarin zu verständigen. Auch diese Frau wird erheblich verletzt. Sie wird im Krankenhaus behandelt. 6. August 2010, Kordel An der Haustür einer seit kurzem allein lebenden, 60-jährigen Geschäftsfrau klingelt es gegen 19.30 Uhr. Sie glaubt, dass eine Nachbarin kommt und öffnet. Vor ihr steht ein maskierter Mann mit einer Pistole in der Hand. Er sagt unmissverständlich "Ich will Geld". Die 60-Jährige wehrt sich und schreit lauthals, es kommt zu einem Gerangel im Hausflur. Der Täter flüchtet ohne Beute. Ein Mittäter wartet in der Nähe in einem Mietwagen mit der Kennung "R-OM" und der Aufschrift "Rent-a-Car". 17. August 2011, Waldrach Zwischen 1 und 2.30 Uhr überfallen zwei maskierte Männer einen heute 71-jährigen, allein lebenden Mann in seinem Schlafzimmer. Er wird mit einer Pistole bedroht. Die Täter fesseln den Mann, verkleben seinen Mund und sperren ihn ein. Er wird erst am Morgen gefunden und befreit. Die Männer rauben die gesamten Ersparnisse des Rentners. 26. Oktober 2012, Irsch bei Saarburg Gegen 21.30 Uhr klingelt es an der Haustür eines allein lebenden, heute 82-Jährigen. Als er die Tür öffnet, stürmen zwei Männer ins Haus. Sie fesseln den alten Mann, verkleben seine Augen und durchsuchen das Haus nach Bargeld. Sie finden, was sie suchen, verschwinden und überlassen dann den Mann seinem Schicksal. Er kann sich befreien und Hilfe holen. wieExtra

Die Polizei warnt davor, bei ähnlichen Raubüberfällen, zu versuchen, den Täter anzugreifen oder ihm die Waffe zu entreißen. Es handele sich meist um brutale und rücksichtslose Täter, sagt Polizeihauptkommissar Edmund Scheuern. Die Opfer sollten sich ruhig verhalten, den oder die Täter nicht provozieren und den Anweisungen folgen. wie Die Polizei bittet um Hinweise an die Kripo Trier, Telefon 0651/9779-2290 oder -2251. Vertrauliche Hinweise unter Telefon 0152/28854968.

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