Regionale FDP-Politiker wollen Brüderle als Chef

Berlin/Trier · Mehrere FDP-Politiker aus der Region Trier haben sich für einen Rücktritt von Parteichef Philipp Rösler ausgesprochen. Auch über einen geeigneten Nachfolger herrscht unter den hiesigen Liberalen offenbar weitgehend Einigkeit. Der langjährige Mainzer Minister Rainer Brüderle soll demnach neuer FDP-Vorsitzender werden.

Bei den Liberalen läuft der Countdown: Noch zwölf Mal schlafen, dann steht fest, ob den Freidemokraten der Wiedereinzug in den niedersächsischen Landtag geglückt ist. Scheitert die Landes-FDP, dürfte auch das Schicksal ihres Bundesvorsitzenden besiegelt sein. Nach nicht einmal zwei Jahren im Amt wäre der 39-jährige Philipp Rösler den Posten wohl wieder los. Auch unter den FDP-Funktionären in der Region Trier wächst die Kritik am Parteivorsitzenden. "Wir brauchen rasch einen Wechsel an der Spitze", meint etwa der Dauner FDP-Kreisvorsitzende Marco Weber. "Jeder Tag, der bis dahin ins Land geht, ist einer zu viel." Webers Wunschkandidat für die Rösler-Nachfolge: der langjährige rheinland-pfälzische Minister und jetzige FDP-Fraktionschef im Bundestag, Rainer Brüderle. "Der weiß, wie das Geschäft geht, und ist ein glaubwürdiger Vertreter von FDP-Positionen." Ähnlicher Meinung ist auch Webers Bitburg-Prümer Kollege Günther Eichertz. "Wenn ich Rösler hieße, würde ich mein Amt zur Verfügung stellen und den Weg freimachen für einen Neuanfang", sagt der 47-jährige FDP-Kreisvorsitzende, der ebenfalls Personalvorschläge zur Hand hat: "Kurzfristig unser alter Haudegen Rainer Brüderle, langfristig der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Christian Lindner." Der Name des inzwischen 67-jährigen einstigen Mainzer Multi-Ministers fällt immer wieder. "Rainer Brüderle soll's machen", meint auch der mit Ende dieser Legislaturperiode aus dem Bundestag scheidende Dauner FDP-Abgeordnete Edmund Geisen. Nach Meinung des 63-Jährigen ist das Schicksal Röslers besiegelt: "Egal wie Niedersachsen ausgeht, es wird Rösler nicht mehr retten." Dabei schätzt Geisen den noch amtierenden liberalen Parteichef durchaus hoch ein, wie er sagt. "Der ist sehr intelligent, Brüderle dagegen ist ein sehr guter Redner. Und wer am besten rüberkommt, hat derzeit die besseren Karten." Eine Art Basta-Appell kommt dagegen vom rheinland-pfälzischen FDP-Vorsitzenden Volker Wissing. "Die Personaldiskussion ist beendet", sagte der Bundestagsabgeordnete unserer Zeitung, "wir wollen schließlich die Wahlen in Niedersachsen gewinnen." Allerdings war es auch Wissing, der vor dem Stuttgarter Dreikönigstreffen Rösler indirekt den Rücktritt nahegelegt hatte, sollte es in Niedersachsen für die FDP nicht reichen. Dann werde Philipp Rösler klug genug sein, persönliche Konsequenzen zu ziehen. Eine Aussage, die der FDP-Bundestagsabgeordnete gestern nicht wiederholte. Auch der Trierer FDP-Chef Tobias Schneider plädiert dafür, die nächsten anderthalb Wochen bis zur Niedersachsen-Wahl die Personaldebatten einzustellen. "Wir wollen, dass die FDP erfolgreich ist. Deshalb brauchen wir keine Diskussionen über Personen, sondern über Inhalte", sagt der 27-Jährige. Aber klar ist auch für den Trierer Oberliberalen, dass der Countdown läuft. Wenn Niedersachsen in die Hose gehe, müsse über Konsequenzen gesprochen werden, sagt Schneider. "Aber erst danach und nicht schon jetzt." Extra CSU-Chef ermahnt Liberale Vor Beginn der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth hat deren Parteichef Horst Seehofer die FDP aufgefordert, ihre "Selbstbeschäftigung" zu beenden. "Wenn man pausenlos über Strategien und Personal redet, kann sich der Erfolg nicht einstellen", sagte Seehofer der Süddeutschen Zeitung. Die CSU sei für die Fortsetzung der Koalition mit der FDP. Die CSU-Landesgruppe im Bundestag tagt noch bis Mittwoch in Oberbayern und berät über Eurokrise, Energiewende und die Arbeit der Geheimdienste.

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