Revolution im Bistum Trier: Die meisten Pfarreien werden abgeschafft

Trier · Der katholischen Kirche in der Region steht eine kleine Revolution ins Haus: Im Bistum Trier soll es künftig nur noch 60 statt der bislang 895 Pfarreien geben, Laien dürften mehr Mitsprache bekommen. Ein entsprechender Vorschlag soll nächste Woche verabschiedet werden.

Weniger Gläubige, weniger Priester, weniger Einnahmen: Die katholische Kirche im Bistum Trier steht wegen der sich wandelnden Rahmenbedingungen vor tiefgreifenden Veränderungen. Wie die Reformen aussehen sollen, darüber hat sich ein von Bischof Stephan Ackermann eingesetztes, knapp 300-köpfiges Beratungsgremium mehr als zwei Jahre lang die Köpfe zerbrochen. Das noch interne Abschlussdokument der Diözesansynode soll am übernächsten Wochenende verabschiedet werden. Der Trierer Bischof hat bereits angekündigt, die Vorschläge umzusetzen. Sie dürften unter den 1,4 Millionen Katholiken im Bistum für reichlich Diskussionen sorgen.

Nach dem unserer Zeitung vorliegenden 28-seitigen Abschlusspapier wird es einen "radikalen Abschied vom bisherigen System der vielen kleinen Pfarreien" geben. Aus den derzeit noch knapp 900 Pfarreien bistumsweit sollen 60 Großpfarreien werden. In den deutlich größeren Pfarreien der Zukunft würde es dann Orte mit unterschiedlichen Schwerpunkten geben. "In einem Ort kann das liturgische Zentrum sein, im anderen die Kita und im dritten das katholische Jugendzentrum", heißt es von den Verantwortlichen.

Chef der neuen Großpfarrei soll nicht mehr der Pfarrer sein, sondern ein sogenanntes Kollegialorgan, dem neben dem Priester mindestens zwei weitere Hauptamtliche und eventuell zusätzliche Ehrenamtliche angehören. Ausgewählte Laien sollen künftig auch im Gottesdienst predigen oder Bestattungen übernehmen dürfen. Ein Punkt, der bei vielen Gläubigen auf Unverständnis stoßen dürfte. "Da zahlt man sein Leben lang Kirchensteuer", sagt ein Synodenbeobachter, "und dann kommt der Pastor nicht einmal, wenn die Oma gestorben ist."

Ob alle Reformvorschläge die Abstimmung in der Synodenvollversammlung am übernächsten Samstag überstehen, ist offen. Noch sind Änderungen möglich, entsprechende Anträge schon gestellt. Allerdings gibt es auch Stimmen, denen die jetzt ins Auge gefassten Reformen nicht weit genug gehen.

Hintergrund: Weitreichende Reformen für das Bistum Trier - nicht alle werden begeistert sein

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