Rheinland-Pfälzern brummt besonders oft der Schädel

Trier · Kopfschmerzen und Migräne betreffen vor allem junge Menschen häufiger als anderswo

Erfahrungen mit Kopfschmerzen macht fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens. Mehr als 100 Ursachen können dafür Auslöser sein. Doch besonders für mehr junge Menschen in Rheinland-Pfalz als in anderen Teilen Deutschlands ist der Brummschädel eine echte Qual. "Starke Kopfschmerzen können einen ähnlichen Vernichtungscharakter haben wie Herzschmerzen", sagt Dr. Lorenz Fischer. Als Chefarzt am Mutterhaus Nord in Trier leitet er auch die Schmerztagesklinik, in der Patienten mit oft chronischen Spannungskopfschmerzen oder Migräne Hilfe suchen.

Bei der Behandlung setzen er und sein Team auf eine ganzheitliche Therapie. Diese kombiniert die medikamentöse Behandlung mit Entspannungs- und Bewegungstherapie sowie Selbstreflexion und psychologischer Betreuung. Dieses Programm, das in ähnlicher Form auch gemeinsam mit der Villa Kunterbunt für Kinder bis 14 Jahre angeboten wird, hat sich als erfolgreich erwiesen, um bei den Patienten zumindest eine deutliche Verbesserung zu erreichen.
Kopfschmerzen sind eine Volkskrankheit. Wie viele Menschen darunter leiden, dokumentiert der aktuelle Arztreport der Barmer Ersatzkasse, der sich auf Daten aus dem Jahr 2015 stützt.

Demnach ist bei 14,5 Prozent der 18- bis 27-Jährigen in Rheinland-Pfalz - das sind 69.000 junge Menschen eine Kopfschmerzdiagnose gestellt worden.
"Die Zahlen könnten ein Indiz für einen besonders hohen Leistungsdruck bei Jüngeren sein", sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Insgesamt seien 380.000 Menschen im Land (9,4 Prozent) wegen Kopfschmerzen zum Arzt gegangen. "Die Dunkelziffer der von Kopfschmerzen Betroffenen dürfte höher liegen."

Während im Kreis Vulkaneifel die Zahl der Kopfschmerzpatienten landesweit mit 8,0 Prozent am niedrigsten liegt, waren es im Kreis Kusel 12,0 Prozent. In allen Fällen ist die Zahl der betroffenen Frauen mindestens doppelt so hoch wie die der Männer. Von Migräne - pulsierende Kopfschmerzen, die oft mit Übelkeit und einer Überempfindlichkeit gegen Licht und Lärm einhergehen - sind laut Chefarzt Fischer sogar dreimal mehr Frauen als Männer die Leidtragenden. "Das hat oft mit dem Hormonstatus zu tun", weiß der Schmerzmediziner. Spätestens bei 15 Kopfschmerztagen pro Monat sei eine Behandlung erforderlich, um eine Chronifizierung zu vermeiden.

Laut Barmer-Arztreport liegt die Zahl der Migränepatienten im Land im Vergleich aller Bundesländer auf Platz elf. 37.000 Menschen im Land wurde im Jahr 2015 ein Migränemittel verordnet. Allerdings sind auch hier überproportional viele junge Menschen betroffen. Einer von ihnen ist Marcel Kemnitz (14) aus Trier. "Die Schmerzen kommen bei mir sofort und ohne Begleitsymptome", sagt er. "Dann ist es so schlimm, dass gar nichts mehr geht."

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