Rheinland-pfälzischer Fraktionschef Schweitzer: Die Sorge um die SPD treibt ihn an (Video)

Mainz/Schweigen-Rechtenbach · Auf einer Radtour erzählt der rheinland-pfälzische Fraktionschef Schweitzer, welcher sozialdemokratische Wandel ihm vorschwebt.

 Heute fährt er über Stock und Stein, früher ging es über die Gewässer im Land: Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef in Rheinland-Pfalz, ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Sohn eines Schiffsführers. TV-Fotos (2): Florian Schlecht, privat

Heute fährt er über Stock und Stein, früher ging es über die Gewässer im Land: Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef in Rheinland-Pfalz, ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Sohn eines Schiffsführers. TV-Fotos (2): Florian Schlecht, privat

Foto: (g_pol3 )

Alexander Schweitzer zieht das Smartphone aus der Tasche. Er möchte ein Lied vorspielen. Wenige Sekunden dauert es, dann lässt der 44-Jährige "Kleine Stadt" von Hannes Wader ertönen. "Kleine Stadt zwischen Bergen und Wäldern versteckt ...", singt der Liedermacher in dem Video. Schweitzer lässt die Musik laufen und lächelt.

Mit dem Mountainbike und dem Volksfreund-Reporter steht er in der besungenen Stadt, dem französischen Wissembourg, nur einen Steinwurf von dem deutschen Weintor entfernt, wo Franzosen in kleinen Läden Käse, Fisch, Süßigkeiten verkaufen und er als Jugendlicher bis in die Nacht in Kneipen gefeiert hat. Für Schweitzer, den Pfälzer, ist es ein Stück Heimat. Seine politische Heimat ist hingegen die SPD im Mainzer Landtag, die er als Fraktionschef anführt.

Als der TV ihn zum Gespräch in einer ganz unpolitischen Beschäftigung seines Alltags bittet, denkt der 44-Jährige nicht lange nach. Vegan kochen lehnt er ab, obwohl er Veganer ist. Sein Vorschlag: Fahrrad fahren. Das lernte Schweitzer als kleiner Junge noch auf Hafenanlagen, weil sein Vater vom Bäcker zum Schiffsführer umschulte und die Familie an Bord mitfuhr, bis der heutige SPD-Politiker eingeschult wurde. Heute steigt Schweitzer gerne auf sein Mountainbike, eine Sonderanfertigung für den 2,06 Meter großen SPD-Mann, und radelt durch die Pfalz. Auch gerne temporeich, über Stock und Stein. "Ich muss mich auf die Fahrt, das Gelände konzentrieren. Wer nicht aufpasst, stolpert auf dem nächsten Meter über eine Wurzel und fällt auf die Nase", sagt er.

Eine Berg- und Talfahrt erlebte auch die SPD in jüngster Zeit. Während die Genossen in Niedersachsen und bei rheinland-pfälzischen Oberbürgermeister-Wahlen in Koblenz und Ludwigshafen am Wochenende vorneweg eilten, schmerzt der Sturz bei der Bundestagswahl immer noch. Das verdeutlicht Schweitzer auch bei der Radtour mit dem TV, an Weinbergen, Obstbäumen und alten französischen Grenzposten mit abgeblätterter Farbe vorbei. "Ich empfinde das Ergebnis vom 24. September als an die Existenz gehend", sagt der SPD-Fraktionschef. Wahlen in Frankreich und den Niederlanden hätten gezeigt, wie sozialdemokratische Parteien dem Erdboden gleich gemacht worden seien. Schweitzer sagt: "In der SPD gibt es eine junge Generation derjenigen, die gemeinsam wollen, dass die Partei nicht vor die Hunde geht, es sie 2030 noch gibt."

Zu dieser Generation könnte in Rheinland-Pfalz auch noch Schweitzer zählen, der schon Landesgeneralsekretär und Sozialminister war und der sich für Politik in den Neunziger Jahren auch als Antwort auf Neonazi-Bewegungen begeisterte. Am Herzen liege ihm eine programmatische Erneuerung der SPD. Dabei reiche es nicht, sich mit etwas Make up aufzuhübschen und wieder auf die Bühne zu treten.

Rheinland-Pfalz, wo die SPD nun neue Wege beschreitet (siehe Extra), könne Vorbild für den Bund sein. Wie bei der digitalen Mitbestimmung. Schweitzer sagt: Viele Menschen würden sich gerne einbringen, doch der Arbeitsplatz liegt vielleicht 100 Kilometer entfernt. Lösen müsse die Partei auch das Glaubwürdigkeitsproblem durch die Agenda 2010, indem sie über Antworten für das Jahr 2030 spreche und darüber, wie der digitale Kapitalismus mit sozialen Unsicherheiten zu zähmen sei. In der Kritik stehen bei ihm auch die auseinander stehenden Parteiflügel im Bund.

Kämen aus diesen keine Impulse mehr, sondern dienten sie nur der Verteilung von Macht und Positionen, "brauchen wir sie nicht mehr", sagt er. Deutliche Worte, aus denen Beobachter auch politischen Ehrgeiz lesen. Kenner in Mainz adeln Schweitzer gerne als "Kronprinz" für die Zeit nach Malu Dreyer. "Damit beschäftige ich mich nicht", sagt der Hobbyradler und schaltet in der Frage einen Gang zurück. "Ich bin davon überzeugt, dass die SPD bei der Landtagswahl 2021 erfolgreich sein wird, wenn Malu Dreyer erneut antritt."

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Abseits vom politischen Betrieb porträtiert der TV hier in unregelmäßigen Abständen rheinland-pfälzische Politiker.Mehr zum Thema

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