Rheinland-Pfalz Lehrer fordern mehr Virustests an Schulen

Trier/Mainz · Gewerkschaften kritisieren rheinland-pfälzisches Bildungsministerium und warnen vor Zickzackkurs

 Einschulung unter Corona-Bedingungen: Lehrer fordern mehr Tests, wenn das neue Schuljahr startet.

Einschulung unter Corona-Bedingungen: Lehrer fordern mehr Tests, wenn das neue Schuljahr startet.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Rheinland-Pfalz muss deutlich mehr Lehrer und Schüler regelmäßig auf das Coronavirus testen, wenn im August das neue Schuljahr startet. Das fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die die bisherige Teststrategie des SPD-geführten Bildungsministeriums kritisiert. Nachdem Luxemburg und Bayern angekündigt haben, flächendeckende Kontrollen in der Bevölkerung durchzuführen, fordert GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer, Tests an rheinland-pfälzischen Schulen massiv auszuweiten und einmal pro Woche testen zu lassen. „Ich verstehe nicht, warum sich das Ministerium so davor ziert“, sagt Hammer.

Es mache Sinn, Lehrkräfte regelmäßig zu testen, wenn an den Schulen die Abstandsregel entfallen solle. Auch mit Blick auf mögliche Erkältungswellen im Herbst hält Hammer die Tests für sinnvoll. „Wenn Schüler und Lehrer im Oktober häufiger klassische Symptome wie Halskratzen, Husten und Fieber haben, kann ein Schnelltest helfen, um das Coronavirus auszuschließen oder es festzustellen und Schulen dann sicherheitshalber zu schließen“, betont der Gewerkschafter.

Flächendeckende Massentests lehnt das Land hingegen ab. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums sagt: „Umfassendere Tests sorgen tatsächlich nur für eine scheinbare Ruhe, da die Tests immer nur eine Momentaufnahme darstellen.“ Das Land testet größere Gruppen in Schulen oder Kitas bislang nur, wenn es in ihrem Umfeld eine Corona-Infektion gibt – also einen Anlass. Das  Bildungsministerium testet darüber hinaus stichprobenweise Schüler und Lehrer. An 25 Schulen und elf Kitas im Land testet es je 40 Jungen und Mädchen und je zehn Mitarbeiter – vor und nach den Sommerferien. Bei ersten Tests an der Berufsbildenden Schule Vulkaneifel in Gerolstein und dem Thomas-Morus-Gymnasium in Daun waren alle 100 Getesteten negativ. Die GEW sagt, die Tests reichten nicht aus. Das Land erhofft sich wiederum repräsentative Ergebnisse. Für die kühleren Monate warnt das Bildungsministerium bereits vor: Für den kommenden Herbst werde es für Schüler und Lehrer wichtig sein, bei Anzeichen einer Atemwegsinfektion zu Hause zu bleiben, heißt es aus Mainz.

Einen genauen Plan, wie sich das Land den Unterricht vorstellt, vermisst die GEW wenige Tage vor Beginn der Sommerferien. „Es wäre hilfreich, die Schulleitungen schneller zu informieren“, forderte Hammer.

Die Gewerkschaft hat am Montag in Mainz ein Konzept vorgelegt, was sie vom Land erwartet. Dabei geht sie davon aus, dass es an vielen Schulen bis zu 25 Prozent zusätzliche Lehrer brauche, „um mehr individuelle Förderung und entsprechende Lerngruppen zu ermöglichen“, so Hammer. Landeselternsprecher Reiner Schladweiler aus Temmels (Kreis Trier-Saarburg) fordert 1500 neue Lehrer vom Land. Der rheinland-pfälzische Philologenverband warnt vor einem „Zickzackkurs von Regelbetrieb und kompletter Schulschließung“ und warnt davor, auf Abstandsregeln für Schüler zu verzichten. Verbreite sich das Virus über Schulen, sei schnell die gesamte Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen, warnt Landeschefin Cornelia Schwartz.

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