CDU-Kampfkandidatur von Landrat Marlon Bröhr Marlon Bröhr will CDU-Spitzenkandidat werden: Hollywood im Hunsrück

Simmern/Mainz · Der Hunsrücker Marlon Bröhr wagt den Machtkampf und will die Landes-CDU 2021 in die Wahl führen. Der glamouröse Landrat inszeniert sich als Neuanfang.

 Er findet sich schon mal gut: Marlon Bröhr, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, kämpft um die Spitzenkandidatur 2021 bei der CDU. Dafür müssen ihn nun auch genug Delegierte gut finden.

Er findet sich schon mal gut: Marlon Bröhr, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, kämpft um die Spitzenkandidatur 2021 bei der CDU. Dafür müssen ihn nun auch genug Delegierte gut finden.

Foto: dpa/Thomas Frey

Der Mann will hoch hinaus. Marlon Bröhr postet am Dienstag ein Video auf seiner Facebook-Seite, auf dem er einen Berg hochkraxelt. „Was macht man mit einem Konzept, das wiederholt nicht zum Erfolg geführt hat?“, fragt der Landrat in das Bild hinein, auf dem er plötzlich den Halt verliert, melodramatisch abzugleiten droht – und mit seiner Antwort „man muss es ändern“ wieder festen Halt gewinnt. Bröhr setzt die Klettertour fort und steht am Ende – untermalt von Rockmusik – an der Spitze des Berges wie der beliebte Kino-Boxer Rocky Balboa vor einem wichtigen Fight. Hollywood im Hunsrück!

Was mancher CDU-Spitzenpolitiker in Rheinland-Pfalz für den Gipfel hält, ist eine Kampfansage von Bröhr. Er will 2021 der Kandidat sein, der die CDU nach dann 30 langen Jahren wieder an die politische Spitze von Rheinland-Pfalz führt. Wenige Stunden vor seinem Video bestätigt der als eitel geltende Marlon Bröhr vor einem überdimensionalen Marlon-Bröhr-Plakat mit der Aufschrift „Rheinland-Pfalz kann mehr“ in Simmern: „Ja, ich möchte Spitzenkandidat der CDU 2021 werden.“

Eine Provokation ist das für den gesamten Landesvorstand, der den Pfälzer Christian Baldauf bereits für den Parteitag am 16. November in Neustadt an der Weinstraße vorgeschlagen hat. „Ich stehe für einen glaubwürdigen Neuanfang, bin kein Protagonist verlorener Wahlen, kein Mandatsträger und kenne mich im Verwaltungsgeschäft aus“, sagt Bröhr, der die „Generation Opposition“ der CDU nicht in Watte packt. „Die CDU in Rheinland-Pfalz war erfolgreich bei Wahlen im Bund, in Europa und den Kommunen. Im Land bleibt seit 1991 aber der Sieg aus“, sagte der Landrat schonungslos. Schuld daran hat für Bröhr das Konzept, den Spitzenkandidaten auszuwählen. Die Hierarchie in der Partei sehe vor, dass „fünf, sechs Personen über den Spitzenkandidaten entscheiden“. In der Vergangenheit sei aber nicht immer die richtige Auswahl getroffen worden, um die Landtagswahlen zu gewinnen. Autsch, dürften da Julia Klöckner und Co. denken.

Bröhr spekuliert nun auf den Landesparteitag, der über den Antrag eines Hunsrücker Gemeindeverbandes abstimmt. Dieser schlägt vor, den Spitzenkandidaten von Mitgliedern und nicht von Delegierten wählen zu lassen. Bröhr könnte davon eher profitieren als von einer Delegierten-Wahl, weil er ein glänzender Rhetoriker ist und ihm in der Partei die engen Netzwerke fehlen. Die will er auch gar nicht anzapfen, stellt er klar. „Glauben Sie nicht, dass ich jetzt zum Telefonhörer greife. Dafür habe ich keine Zeit“, sagt der Hunsrücker Landrat, der weitere Seitenhiebe verteilt: Wo Baldauf mit der CDU im Land an einem grünen Anstrich werkelt, gibt Bröhr vor, längst grüne Inhalte zu bespielen. Der Rhein-Hunsrück-Kreis sei Klimakommune.

Als Ministerpräsident einer möglichen Landesregierung bevorzuge er die Grünen als Koalitionspartner („Die haben Power“), mit denen er Schnittmengen finden wolle. Die SPD in der Landesregierung kritisiert er dafür, Kommunen „auszuquetschen wie Zitronen“. Die Hälfte der bundesweit am höchsten verschuldeten Kommunen komme aus Rheinland-Pfalz, mehr Geld sei für diese „so wichtig wie der Sauerstoff-Tank auf dem Rücken des Tauchers“, sagt Bröhr.

Er fordert vom Land, 500 Millionen Euro mehr an Städte, Kreise und Gemeinden zu bezahlen, damit diese Straßen, Kindergärten und Gewerbegebiete schaffen können. Die Kritik am Land ist aus der CDU nicht neu. Nur, so sagt der Landrat: Er wolle es schaffen, mit den kommunalen Finanzen endlich Menschen hinter dem Ofen hervorzulocken.

Die Rolle des Rebells ist für Bröhr nicht neu. Bei der Mittelrheinbrücke legte er sich mit FDP-Verkehrsminister Volker Wissing an und torpedierte damit einen möglichen Bau, wegen ihm standen Pfarrer wegen Kirchenasyls vor Gericht, Grundschullehrer zeigte er an, weil sie die Abschiebung einer armenischen Familie aus dem Kreis in die Nähe von NS-Deportationen rückten.

In weiten Teilen der CDU stieß das auf genauso wenig Gegenliebe wie das große Ego von Bröhr, der seine Kandidatur vor Tagen von einer Yacht aus andeutete. Mehr Saint-Tropez als Simmern sei das, schrieb die „Rhein-Zeitung“, was der einstige Zahnarzt völlig anders sieht: „Ich bin ein Mensch aus dem Leben“, betont Bröhr, der sich beim landespolitischen Gipfelsturm der CDU für den richtigen Mann hält. „Ich brenne.“

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