Pläne von Rheinland-Pfalz Navis sollen Autofahrer nicht mehr in Baustellen führen

Bitburg/Mainz · Welcher Autofahrer kennt es nicht? Man fährt durch einen unbekannten Ort, landet in einer Baustelle – und das blöde Navigationsgerät leitet einen nicht um, sondern kommandiert einen immer wieder mitten in die Sperrung hinein.

 Mehr als 500 Baustellen gibt es pro Jahr im Land.

Mehr als 500 Baustellen gibt es pro Jahr im Land.

Foto: dpa/Jan Woitas

Was für ein Ärger! Geht es nach dem Wunsch des rheinland-pfälzischen Verkehrsministers Volker Wissing (FDP), sollen Fahrer von Autos und Lastwagen im Land diesen Groll schon bald nicht mehr spüren. Rheinland-Pfalz stellt ab sofort Daten zu Baustellen und möglichen Umleitungen online bereit – von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen.

Einzusehen sind die Informationen auf dem Mobilitätsportal verkehr.rlp.de im Internet. Außerdem gehen sie an den sogenannten Mobilitätsdatenmarktplatz des Bundes, wo bereits Baustellen von Autobahnen eingespeist sind. Dort können die Daten kostenlos von Navigationsanbietern oder App-Entwicklern wie Google und Alexa abgerufen werden. Im besten Fall leiten die Navis künftig an rheinland-pfälzischen Baustellen vorbei, sagt der Minister, der von „Pionierarbeit“ sprach, die das Land leiste.

Auf die Idee, alle Baustellen online bereitzustellen, kam Volker Wissing selbst an seinem ersten Arbeitstag 2016 in Mainz. Ein Navigationsgerät habe seinen Dienstwagen in der Landeshauptstadt in eine Baustelle gelotst. „Glücklicherweise kannte ich den Weg ...“, witzelt der FDP-Politiker. Er will es auch Kommunen ermöglichen, die Lizenz des Landes kostenlos zu nutzen, um Baustellen auf kleinen Straßen zu melden. Mit der Vulkaneifel und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm seien bereits erste Gespräche geführt worden, teilte Arno Trauden, Geschäftsführer des Landesbetriebs Mobilität (LBM) mit. Beim LBM seien die Mitarbeiter in den regionalen Behörden geschult und viereinhalb neue Stellen geschaffen worden.

Auch der LBM betritt Neuland. Dort sollen ab jetzt sogenannte verkehrsbehördliche Anordnungen – wie die Genehmigung von Baustellen – nur noch einheitlich und digital erfasst werden. Vorher geschah dies mit Papier, Stift und Stempel. Der Autofahrer, der sich in Trier in den Wagen setzte, um in die Pfalz zu fahren, bekam von weit entfernten Baustellen meist aber gar nichts mit – und musste oft selbst den Weg aus einer Sperrung finden.

Nun stehen die Anordnungen, die laut LBM in der Regel vier Wochen bis 14 Tage vor dem Start von Arbeiten herausgehen, digital bereit. Sie sollen enthalten, wie lange eine Baustelle besteht, ob es Tempolimits gibt und welche Umwege Autofahrer nutzen können. Wissing erhofft sich zugleich weniger Staus, wenn Navigationsgeräte die Fahrer auf den Straßen klug umleiten.

Am Donnerstag waren nach der Freischaltung des Systems zunächst rund 190 LBM-Baustellen dargestellt. Auf das ganze Jahr betrachtet kämen im Land Hunderte Baustellen zusammen, sagte Arno Trauden. 2019 seien es insgesamt etwa 500 gewesen. Die im Zusammenhang mit den Baustellen empfohlenen Umleitungen, sind Trauden zufolge vom LBM vorab gecheckt. Damit werde gewährleistet, dass sich Lastwagen nicht festfahren, zum Beispiel wegen einer zu niedrigen Brücke oder an einem Engpass. Die zentrale Software sowie die Anbindung an den Mobilitätsdatenmarktplatz hat sich Rheinland-Pfalz rund 380 000 Euro kosten lassen. Die EU steuerte fast 90 000 Euro bei.

Der ADAC Mittelrhein begrüßt das Projekt. Bei dem Automobilclub gingen immer wieder Anrufe von Mitgliedern ein, die sich nach der Lage auf Straßen erkundigen wollten, erzählte Herbert Fuss, Abteilungsleiter Verkehr und Technik. Für sie dürfte das neue Angebot hilfreich sein, sei es für den Arbeitsweg oder die Urlaubsfahrt. LBM-Vertreter Trauden sagte: „Wir sind noch nicht perfekt und gehen jetzt in den Realbetrieb.“ Das Angebot solle weiter optimiert werden. Abzuwarten bleibt, wie viele Kartendienstleister oder Navi-Anbieter die Daten aus Rheinland-Pfalz nutzen. Trauden sagte, vermutlich schauten sie nach dem Start die Qualität der Daten an und griffen dann hoffentlich zu. Der Ärger übers Navi – so die Hoffnung von Volker Wissing – sollte spätestens dann verraucht sein.

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