Ring-Achterbahn steht weiter still

Die angeblich schnellste Achterbahn der Welt am Nürburgring kann frühestens Anfang kommenden Jahres in Betrieb gehen. Unabhängige Experten untersuchen die Ursachen für die technischen Defekte.

 Dauerbaustelle Nürburgring: Die weltschnellste Achterbahn funktioniert nicht, und es gibt viele offene Fragen.TV-Foto: Frank Giarra

Dauerbaustelle Nürburgring: Die weltschnellste Achterbahn funktioniert nicht, und es gibt viele offene Fragen.TV-Foto: Frank Giarra

Mainz. Kurz nach der Bundestagswahl hat der politische Alltag die Abgeordneten des Landtags wieder eingeholt. Und dieser Alltag trägt oft den Namen Nürburgring. Der Skandal rund um das 300 Millionen Euro teure neue Freizeit- und Geschäftszentrum an der Eifel-Rennstrecke wird weiter akribisch aufgearbeitet. Gemessen an dem zähen Ringen um Details am Dienstag im Wirtschaftsausschuss dürfte der Untersuchungsausschuss, der am Dienstag zum zweiten Mal zusammentritt, eine langwierige Angelegenheit werden.

Nicht nur mit zahlreichen schriftlichen Anfragen bringen CDU und FDP die Landesregierung ins Schwitzen, sondern auch mit weiteren Fragen in den Ausschüssen. Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) hat trotz des missliebigen Themas seinen Humor noch nicht verloren. Als ihn der Eifeler CDU-Abgeordnete Michael Billen scherzhaft fragt, ob er bereit wäre, die Eröffnungsfahrt in der Achterbahn mitzumachen, antwortet Hering: "Sie werden dann vor mir sitzen."

Ob die Achterbahn jemals fahren wird, bleibt ungewiss. In Dubai wird laut Hering außerdem eventuell eine noch schnellere Bahn gebaut. Externe Sachverständige untersuchen derzeit im Auftrag der weitgehend landeseigenen Nürburgring GmbH die Ursachen der beiden verschiedenen technischen Defekte im Juli und Anfang September. Letzterer hatte zur Folge, dass sich sieben Arbeiter verletzten.

Hohe Personalfluktuation bei der Nürburgring GmbH



Mit einem Zwischenbericht der Experten sei in Kürze zu rechnen, berichtet Hering. Die Reparaturkosten im sechsstelligen Bereich müsse die Herstellerfirma tragen. Zudem habe sich die Nürburgring GmbH abgesichert und 2,3 Millionen von insgesamt 14,5 Millionen zu zahlenden US-Dollar an die amerikanische Firma einbehalten. Auch die bislang auf 600 000 Euro taxierten Umsatzausfälle würden geltend gemacht. Günter Eymael (FDP) bezweifelt die Summe und geht von "mindestens einer Million" aus. Zudem sei fraglich, ob der Hersteller "solide genug" sei.

Ein interessantes anderes Detail: Bei der Nürburgring GmbH herrscht eine auffallend hohe Personalfluktuation, seit das Mega-Projekt angepackt wurde. In diesem Jahr wechselten bereits 47 von 147 Mitarbeitern den Job, also ein Drittel. 2008 waren es 38 (2007: 37). Gründe werden nicht genannt. Die schon einmal vom Rechnungshof kritisierte hohe Gehaltsstruktur bei der Nürburgring GmbH erklärt der Minister so: Es gebe "extreme Arbeitszeiten" und eine "harte Wettbewerbssituation", weshalb eine Vergütung wie im öffentlichen Dienst nicht gerechtfertigt sei.

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