Ring-Betreiber: Keiner wurde über den Tisch gezogen

Kai Richter muss viel Kritik einstecken. Kritiker werfen dem Düsseldorfer Unternehmer vor, am Nürburgring rücksichtslos seine Geschäftsinteressen durchzusetzen. Kai Richter äußert sich in einem Interview der Koblenzer Rhein-Zeitung zu den Vorhaltungen.

Nürburgring /Mainz. CDU, FDP und Grüne in Rheinland-Pfalz würden den Düsseldorfer Unternehmer Kai Richter lieber heute als morgen von der Eifel-Rennstrecke verbannen - vor allem nach der Veröffentlichung eines Geheimpapiers des Rechnungshofs zum bargeldfreien Bezahlsystem am Ring (CST). Doch was sagt der Gesellschafter der Automotive GmbH (neben Jörg Lindner) und damit der Pächter des Ringareals zu den Vorwürfen? Mit Kai Richter sprach Dietmar Brück.

Was sagen Sie zu der massiven Kritik an Ihrer Person?

Richter: Als Unternehmer muss ich mit Kritik umgehen können. Wir gestalten den Nürburgring neu, da ist es ganz natürlich, dass damit nicht jeder einverstanden ist. Dennoch finde ich es teilweise unverantwortlich, was im allgemeinen Wahlkampfgetöse an Unwahrheiten verbreitet wird. Das schadet weniger mir als dem Nürburgring und damit letztlich auch den Mitarbeitern und allen Menschen, die vom Nürburgring abhängig sind.

Der Rechnungshof hat Ihnen vorgeworfen, als Geschäftsführer der CST unnötige Kosten verursacht zu haben, indem Aufgaben teilweise doppelt vergeben wurden oder indem Aufträge zu überhöhten Preisen an Firmen gingen, an denen Sie in irgendeiner Form beteiligt waren. Wie reagieren Sie darauf?

Richter: Ich habe sämtliche Geschäftsvorgänge rund um die CST bereits von unabhängigen Wirtschaftsprüfern prüfen lassen. Diese sind zu einem positiven Ergebnis gekommen. Leider hat der Landesrechnungshof mein Angebot nicht angenommen, sich sämtliche Unternehmensunterlagen in meinen Geschäftsräumen anzuschauen. Der Rechnungshofbericht lässt wohl auch deshalb viele relevante Fakten unberücksichtigt.

Zudem attestiert der Rechnungshof eine nahezu chaotische Buchführung - Irrläufer, falsche Überweisungen, parallele Buchführung. Was lief bei der CST schief?

Richter: Überall wo Menschen arbeiten, werden auch Fehler gemacht. Auch bei der CST kam es vereinzelt zu Fehlüberweisungen. Diese wurden durch wirksame Kontrollmechanismen rechtzeitig entdeckt und bereinigt.

Offen gesprochen: Kritiker halten Ihnen vor, die Nürburgring GmbH und damit das Land vor der Neuordnung im Mai und Dezember 2010 mit Raffinesse und einem schier undurchsichtigen Firmengeflecht über den Tisch gezogen zu haben. Wie bewerten Sie diesen Vorwurf?

Richter: Über den Tisch wurde und wird dabei niemand gezogen. Mein Handeln ist nicht auf kurzfristige Gewinnmitnahme, sondern auf einen nachhaltigen Erfolg ausgerichtet. Wenn es mir um das schnelle Geld gegangen wäre, dann hätte ich mich nicht 20 Jahre an den Nürburgring vertraglich gebunden.

Was war Ihre Motivation, am Nürburgring einzusteigen?

Richter: Ich habe erkannt, dass hier ein großes Potenzial nicht vernünftig genutzt wurde.

Was halten Sie für Ihr größtes Verdienst?

Richter: Das sollen andere beurteilen. Ich selbst bin schon ein wenig stolz darauf, dass wir die von uns verantworteten Hotel- und Gastronomieimmobilien innerhalb weniger Monate realisieren konnten - und dass diese vom Markt sehr gut angenommen werden.

Haben Sie Fehler gemacht?

Richter: Natürlich, jeder Unternehmer macht Fehler. Einer meiner Fehler war es zum Beispiel, an bestimmter Stelle die uns von der damaligen Nürburgring GmbH zur Verfügung gestellten Besucherzahlen nicht rechtzeitig hinterfragt zu haben.

Wie profitabel ist das Engagement am Ring für Sie?

Richter: Das muss die Zukunft zeigen. Zuerst einmal müssen wir in den nächsten Jahren unsere Miete erwirtschaften, erst dann kommen wir in die Gewinnzone.

Warum ist das Klima zu vielen ortsansässigen Geschäftsleuten so vergiftet?

Richter: Das wird von vielen behauptet, gern auch von der Opposition. Tatsächlich schenken uns sehr viele regionale Unternehmer ihr Vertrauen. So arbeiten wir zum Beispiel mit vielen regionalen Caterern und Zulieferern zusammen. Die Rinder, die im Steakhaus auf den Tellern landen, stehen in der Nachbarschaft auf der Weide. Es gibt einen Nürburgring-Sekt aus der Region.

Fast 50 regionale Hotels und Pensionen sind Nürburgring-Touristik-Partner und profitieren durch eine zentrale Vermarktung.

Fakt ist allerdings auch, dass einige wenige Unternehmer hier sehr intensiv und öffentlichkeitswirksam ihre eigenen Interessen vertreten. Das ist auch verständlich, schließlich haben diese jahrzehntelang sehr gut am Nürburgring verdient - allerdings ohne etwas direkt in den Erhalt des Nürburgrings zu investieren.

Sie sind dafür bekannt, schnell mit juristischen Konsequenzen zu drohen. Ist das hilfreich?

Richter: In der öffentlichen Wahrnehmung sicher nicht. Leider gibt es mangels Gesprächsbereitschaft auf der Gegenseite oftmals keine andere Möglichkeit mehr für mich, mich zu wehren. Es geht hier nie um Meinungen, sondern stets um falsche Tatsachenbehauptungen.

Ich muss hier sowohl mich als auch meine Familie und mein Unternehmen vor falschen Tatsachenbehauptungen schützen.

Wie wollen Sie zerstörtes Vertrauen wieder aufbauen?

Richter: Durch Transparenz und Gesprächsbereitschaft - ich weiß, das wird ein langer Weg.

Wie sehen Sie Ihre Perspektiven am Nürburgring?

Richter: Ich habe mich hier auf 20 Jahre verpflichtet.

Wie entwickelt sich Nürburgring Automotive GmbH?

Richter: Wir haben jetzt rund zehn Monate hinter uns und erste Erfolge zu verbuchen. Die Übernachtungszahlen in der gesamten Region steigen. Die Vorverkaufszahlen der Formel 1 sind so gut wie seit langem nicht mehr. Es läuft gut, man muss uns jetzt nur einmal vernünftig arbeiten lassen.

Wie sind die Zukunftsperspektiven der gesamten Region rund um die Rennstrecke?

Richter: Wenn das Potenzial genutzt wird und alle an einem Strang ziehen, sehr gut.

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