Ringsanierer verklagen Ex-Pächter Kai Richter

Nürburgring · Die Sanierer am Nürburgring haben den früheren Pächter Kai Richter verklagt. Das Landgericht Düsseldorf bestätigte entsprechende Recherchen der Rhein-Zeitung. Die Klageschrift ging bereits am 19. November 2012 ein. Insgesamt handelt es sich um einen Streitwert von rund 2,3 Millionen Euro - plus fünf Prozent Zinsen.

Nürburgring. Weiteres Kapitel in der Aufarbeitung der Ereignisse um die Eifelrennstrecke: Die Nürburgringsanierer verklagen Ex-Pächter Kai Richter. Der ganze Fall dreht sich um ein Grundstückgeschäft, an dem der Projektentwickler und Unternehmer nach Ansicht der Kläger auf fragwürdige Weise durch einen Zwischenhandel profitiert haben soll. Laut Landgericht Düsseldorf wurde inzwischen für den 14. August um 11 Uhr (Saal 2.130) ein Verhandlungstermin angesetzt.
Erst mal billig gekauft


Die Sanierer, die nach der Insolvenz der Nürburgring GmbH die Geschicke in der Eifel führen, beziehen sich bei ihrer Klage nach Informationen der Zeitung auf ein doppeltes Optionsgeschäft. Ihrer Lesart nach hat sich die Richter & König GbR mit Verträgen vom 31. Juli 2007 Grundstücke am Nürburgring gesichert. Für diese besaß die Richter-Firma angeblich eine Kaufoption für zwei Euro pro Quadratmeter. Demnach wären für alle Grundstücke rund 166 000 Euro zu bezahlen gewesen.
Um den 21. August 2008 müssen die Optionen gezogen worden sein. Das heißt: Die Richter König GbR (Mitgesellschafter Kai Richter) erwarb das gesamte Areal für den vorher fixierten Preis. Die Grundstücke wurden für den Bau des Eifeldorfs gebraucht, an dem der umstrittene Kaufmann entscheidenden Anteil hatte. Diese "Partymeile" ist Teil des überdimensionierten Freizeitparks, der den Steuerzahler vermutlich einen dreistelligen Millionenbetrag kosten wird.
Doch zurück zu dem Grundstücksdeal: Jetzt wird es spannend. Denn mittlerweile existierte ein weiterer Optionsvertrag. Dieser datierte vom 22. November 2007. In ihm war geregelt, dass die Motorsport Resort Nürburgring GmbH (MSR) 2,5 Millionen Euro an die Richter-Firma Richter und König GbR zu zahlen bereit war - wohlgemerkt für die Grundstücke, die diese zuvor für lediglich rund 166 000 Euro erworben hatte.
Geschäftsführer der MSR war bis zum 7. Juli 2010 wiederum Kai Richter. Demnach fädelte der MSR-Boss ein äußerst lukratives Geschäft mit einer Firma ein, an der er selbst beteiligt war. Sollten die der Rhein-Zeitung vorliegenden Unterlagen zutreffen, hat die Richter und König GbR damals durch das Grundstücksgeschäft innerhalb kürzester Zeit rund 2,3 Millionen Euro verdient. Eine traumhafte Rendite. Die 2,5 Millionen Euro flossen in mehreren Chargen zwischen dem 2. April 2008 und dem 17. November 2008.
Die größte Zahlung umfasste allein gut eine Million Euro. Pikant ist, dass die MSR, die besagte Grundstücke teuer einkaufte, zugleich bilanziell überschuldet war. In der Bilanz zum 31. Dezember 2007 wies sie einen Fehlbetrag von 81 877 Euro aus, der nicht durch Eigenkapital gedeckt wurde. Ende 2008 waren es 608 538 Euro.
Jenseits des Verkehrswertes


Vor Gericht wird nun der Vorwurf gegen Kai Richter erhoben, dass er gegen seine Pflichten als MSR-Geschäftsführer verstoßen habe, indem er Grund und Boden jenseits des Verkehrswertes kaufte. Der Düsseldorfer Projektentwickler muss erklären, warum er als MSR-Geschäftsführer Grundstücke für 2,5 Millionen Euro erwerben ließ, die offenbar auf dem Markt für 166 000 Euro zu haben waren - also zu jenem Preis, den die Richter-Firma Richter und König GbR zuvor (für sich) ausgehandelt hatte. Die Insolvenzverwalter am Ring und die von ihnen vertretene, inzwischen im Kern landeseigene MSR wollen den Düsseldorfer nachträglich zur Kasse bitten. Kai Richter war bis zum 7. November 2007 Gesellschafter der MSR. Später ging sein Anteil an die Richter-Firma Mediinvest GmbH über.

Kai Richter selbst erklärte gegenüber der Rhein-Zeitung. "Es gibt wechselseitige gerichtliche Auseinandersetzungen mit der NBG. Da wir aus dem Fokus der Öffentlichkeit getreten sind, werde ich mich nicht zu laufenden Verfahren äußern." Mit NBG ist die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, die Firma der Sanierer gemeint.

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