Pandemie Letzte Corona-Regeln werden verlängert

Trier · Die Corona-Lage entspannt sich weiter. Trotzdem verlängert das Land seine Schutzverordnung, in der Basis-Maßnahmen festgelegt werden, um weitere vier Wochen. Immunologe Dirk Brenner von der Uni Luxemburg blickt auf die kommende Entwicklung.

 Experten rechnen damit, dass Corona nicht verschwinden wird.

Experten rechnen damit, dass Corona nicht verschwinden wird.

Foto: dpa/Uncredited

Corona? Gefühlt spielt die Pandemie derzeit bei den meisten Menschen kaum noch eine Rolle. Immer weniger tragen dort, wo es keine Pflicht mehr dazu gibt, eine Maske. Etwa in Geschäften. Auch auf der Arbeit wurden die Schutzmaßnahmen gelockert. Seit Donnerstag gibt es keine besonderen Corona-Vorschriften mehr für Arbeitgeber. Es bestehe „angesichts des beständigen Abklingens der Infektionszahlen“ kein Anlass, die Corona-Arbeitsschutzverordnung zu verlängern, sagte kürzlich eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums der Deutschen Presse-Agentur.

Die Arbeitgeber sind nun selbst verantwortlich dafür, ob sie Schutzmaßnahmen veranlassen. Je nach Einschätzung der Gefährdungslage kann ein Teil der Infektionsschutz-Maßnahmen weitergeführt werden, wie etwa Homeoffice, Abstandsregeln, Bereitstellen von Tests und Masken. Allerdings muss der Betriebsrat den Schutzmaßnahmen auf betrieblicher Ebene zustimmen.

Auch die aktuelle Corona-Schutzverordnung des Landes läuft an diesem Samstag aus. Es handelt sich um die 33. Verordnung seit Beginn der Pandemie, mit der Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung festgelegt werden. Braucht es angesichts der deutlich entspannteren Corona-Lage überhaupt noch einer Verordnung? „Ja“, lautet die Antwort aus dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Die Corona-Verordnung werde „im Wesentlichen“ um weitere vier Wochen verlängert, sagte eine Sprecherin. Das heißt auch, die Maskenpflicht in Kliniken, Pflegeheimen und bei Ärzten wird weiter bestehen bleiben. Besucher in den Einrichtungen und Krankenhäusern müssen nachweisen, dass sie geimpft oder negativ getestet sind. Auch in Bussen und Bahnen bleibt die Maskenpflicht bestehen.

Und wie schätzen Experten die Corona-Lage ein? „Obwohl wir alle das Gefühl haben, dass Corona gerade ausläuft, sind objektiv gesehen die Infektionsraten immer noch hoch“, sagt Dirk Brenner, Professor für Immunologie vom Luxembourg Institute of Health und der Universität Luxemburg. Er erwartet aber, dass das Infektionsgeschehen weiter abnehmen und „sich das Gefühl einer auslaufenden Pandemie im beginnenden Sommer“ weiter verstärken werde. „Trotzdem sollten wir uns nicht der Illusion hingeben, dass die Pandemie vorbei ist, und dass das Virus verschwindet. Sars-Cov-2 wird bleiben und ein ganz normaler Teil unseres Lebens werden, auf welchen wir uns einstellen müssen“, sagt Brenner und vergleicht das mit dem Grippevirus. „Dieses Virus gibt es noch heute und es verursacht Grippewellen in einer meist abgeschwächten Form. Allerdings gibt es immer wieder Grippepandemien, wie zum Beispiel die Schweinegrippe im Jahr 2009.“

Wie sich Sars-Cov-2 weiterentwickele, sei schwer vorherzusehen. „Klar ist nur“, sagt Brenner, „dass Omikron nicht die letzte Mutante gewesen sein wird.“ Er rechnet damit, dass sich langfristig „hochinfektiöse, aber weniger stark krankheitserregende Mutanten“ durchsetzen werden.

Dazu sei es wichtig, dass die Immunität in der Bevölkerung aufrechterhalten und weiter gestärkt werde. Brenner: „Es wird eine weitere Coronawelle im Winter geben, vermutlich mit einer noch nicht existierenden Mutante. Daher sollten wir uns bereits darauf vorbereiten und deshalb ist die Booster-Impfung auch jetzt noch wichtig.“ Durch diese dritte Impfung werde die Immunität so stark ausgebaut, dass das Immunsystem „hoch-spezifische, stark bindende Antikörper herstellt, welche auch Omikron inaktivieren können“. Durch nur zwei Impfungen werde dies nicht erreicht. Nach drei Impfungen bereite sich das Immunsystem auf neu entstehende Mutanten vor und sei damit gut auf eine bevorstehende Winterwelle mit einer noch unbekannten Mutante vorbereitet. „Ziel muss es sein, dass jeder Erwachsene vor der kommenden Winterwelle mindestens dreimal geimpft wurde.“

Die momentan diskutierte vierte Impfung hält Brenner für wichtig. „Gerade vor einer anlaufenden Winterwelle wäre eine vierte Impfung sinnvoll, und zwar für alle.“

In Israel, wo jedem Einwohner über 60 Jahren eine solche vierte Impfung angeboten wurde, habe dies dazu geführt, dass in der Risikogruppe der Älteren die Zahl der Corona-Infektionen und schweren Krankheitsverläufen zurückgegangen ist.

Auch für alle, die sich bereits mit Corona infiziert hatten, sei es wichtig, sich impfen zu lassen. Dies erhöhe die Immunität. „Gerade bei Omikron hat sich gezeigt, dass die Infektion alleine nicht ausreichend ist, um einen Langzeitschutz zu gewährleisten“, so der Experte.

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