Roger Lewentz: Liebling der sozialdemokratischen Parteibasis

Mainz · Für ihn schlägt das Herz der Partei, folgerichtig wird Innenminister Roger Lewentz (49) neuer Landesvorsitzender der SPD. Ein Porträt des Mannes, der den Weg nach oben auch ohne Abitur geschafft hat, worauf er stolz ist.

Manche Menschen verschweigen Details ihres Berufs- und Lebensweges schamhaft. Andere brüsten sich mit erschlichenen Doktortiteln. Roger Lewentz käme beides nie in den Sinn. "Ich habe kein Abitur - na und?", erzählt er bisweilen. Menschen stünden auch so Türen offen.

Lewentz selbst ist ein Musterbeispiel dafür, wie man sich auf der Karriereleiter emporarbeiten kann. In Lahnstein bei Koblenz geboren arbeitete er nach der mittleren Reife zunächst beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. Schnell schnupperte der eloquente und smarte Wortakrobat politische Luft und wurde 1991 Referent in der Staatskanzlei.

Der rasante Durchmarsch in der Partei begann 1996. Damals wurde Lewentz, zwei Jahre zuvor erstmals in den Landtag gewählt und gleich zum Fraktionsvize erkoren, Generalsekretär und Landesgeschäftsführer der SPD. Aus dieser Position heraus stürzte er den politischen Gegner mit listigen und scharfen Attacken ein ums andere Mal in Verlegenheit.

Die tiefe Verwurzelung in der SPD und die engen Drähte zur Parteibasis, von denen Roger Lewentz noch heute profitiert, resultieren aus jenen Tagen. Er installierte zum Beispiel ein neues Gremium, den Landesparteirat, das ihm auch nach seinem Ausscheiden als Generalsekretär noch gute Kontakte sicherte. Kein Ortsvereinsvorsitzender dürfte mit ihm als Parteichef Probleme haben, im Gegenteil.

Lewentz, der verheiratet ist und vier Kinder hat, wurde 2006 Staatssekretär im Innenministerium. Im Mai 2011 übernahm er das Ministeramt, nachdem Karl-Peter Bruch in den politischen Ruhestand getreten war. Lewentz hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er damit seinen Wunschposten erobert hat. Gleichwohl wurde sein Name seit Jahren immer wieder genannt, wenn es um die Nachfolge von Ministerpräsident Kurt Beck ging. Zunächst betrachtete er das geehrt, aber zurückhaltend. Je näher die Entscheidung rückte, umso mehr signalisierte Lewentz Interesse. Sein engstes Umfeld beobachtete die politischen Ereignisse wie die (vermeintlichen) Zwischentöne sehr genau.

Dass es nun "nur" zum Partei-, aber nicht zum Regierungschef reicht, dürfte vorwiegend zwei Tatsachen geschuldet sein: Einerseits war Roger Lewentz schon als Innen-Staatssekretär hinter den Kulissen mit der Nürburgring-Affäre befasst, als das Landeskriminalamt die Geschäftspartner der Landesregierung durchleuchtete. Da er im Mai 2011 als Infrastrukturminister für das Projekt Verantwortung übernahm und der Ring in die Insolvenz schlitterte, wäre mit Roger Lewentz ein Neustart der SPD dem Wahlvolk nur schwer zu vermitteln gewesen.

Andererseits ist das Verhältnis zwischen Lewentz und Ministerpräsident Kurt Beck in den vergangenen Wochen und Monaten stark abgekühlt. Während der Pfälzer etwa SPD-Fraktionschef Hendrik Hering und Sozialministerin Malu Dreyer freundschaftlich verbunden ist, verbindet ihn mit Lewentz eher Kollegialität.

Selbstverständlich bietet sich dem taktisch gewieften 49-Jährigen auch in der Doppelspitze mit der neuen Ministerpräsidentin Dreyer ein mächtiges Betätigungsfeld. Seine Aufgabe wird sein, die Partei von innen heraus aufzurichten und für die Landtagswahl 2016 zu präparieren.fcg

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