Rücken und Psyche machen Beschäftigte krank

Trier · Wer psychisch krank ist, der redet nicht gerne darüber. Der verschweigt seine Krankheit. Auch, um auf der Arbeit möglichst nicht als Schwächling dazustehen. Als jemand, der dem beruflichen Stress, den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen ist.

Trier. Über 40 Prozent der Beschäftigten würden es niemanden sagen, wenn sie an einer psychischen Erkrankung leiden, hat eine Umfrage der Krankenkasse DAK ergeben.
Depressionen sind Tabu


Und fast ein Viertel hält es "für eine übertriebene Schonhaltung", wegen psychischer Probleme von der Arbeit fernzubleiben.
Dietmar Wagner, DAK-Chef in Trier, hält eine solche Einstellung für erschreckend. Offensichtlich seien psychische Erkrankungen noch immer ein Tabu. Laut DAK ist die Zahl der dadurch bedingten Fehltage in den vergangenen zwölf Jahren um 85 Prozent gestiegen. "Viele Arbeitnehmer werden heute mit einem psychischen Problem krankgeschrieben, während sie früher zum Beispiel mit der Diagnose chronische Rückenschmerzen arbeitsunfähig gewesen wären", sagt Wagner. Allerdings, das jedenfalls hat die DAK herausgefunden, ist die Zahl der dadurch bedingten Fehlzeiten im vergangenen Jahr in der Region zurückgegangen. Möglicherweise sei ein Grund dafür, dass die Betroffenen schneller behandelt würden und deswegen nicht mehr so lange krankgeschrieben werden müssten.
Laut der Krankenkasse Barmer GEK beträgt die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen aber immer noch 47 Tage. Damit fielen die Betroffenen länger aus als wegen Tumorerkrankungen, bei denen die Krankheitstage je Fall bei 41 liegen.
Die Zahlen der Barmer GEK zeigen jedoch ähnlich wie die der DAK, dass die psychischen Erkrankungen in der Region weniger zunehmen als etwa auf Bundesebene. So liegt die Zahl der deswegen bedingten Arbeitsunfähigkeitstage etwa im Eifelkreis Bitburg-Prüm 24 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Bezogen auf 100 Versicherte gehen damit bundesweit 320 Tage auf das Konto psychischer Erkrankungen, im Eifelkreis waren es 243, im Vulkaneifelkreis 237, in Trier 306.
Ursache von Depressionen


Anders als übrigens vermutet, wird bei den meisten psychischen Erkrankungen nicht Burn-out diagnostiziert, sondern Depression. Und die könne durchaus sehr gefährlich sein für Betroffene, sagt Birgit Weinmann-Lutz, Psychotherapeutin an der Uni Trier. Nicht selten führten Depressionen zu Selbstmordgedanken oder zum Suizid.
Ein Grund, warum Beschäftigte Depressionen bekommen, ist der Glaube, ständig für den Arbeitgeber erreichbar sein zu müssen. Zahlen der DAK widerlegen allerdings, dass berufliche Mails oder Telefonate außerhalb der Arbeitszeit weniger verbreitet sind, als häufig vermutet wird. Über die Hälfte der Befragten hat angegeben, außerhalb der Dienstzeit nicht von Kollegen angerufen zu werden, 67 Prozent bekommen nach Feierabend keine dienstlichen Mails. Bei denen, die jedoch ständig erreichbar sind, steige das Risiko, psychisch zu erkranken, sagt Wagner.
Trotz allem sind psychische Krankheiten nicht der Hauptgrund, warum Arbeitnehmer krankgeschrieben werden. Seit Jahren sind das die sogenannten Muskel- und Skeletterkrankungen. Rückenprobleme zum Beispiel.
Mehr Verletzungen


Auffallend bei den von den Krankenkassen vorgelegten Statistiken ist, dass die Zahl der Krankmeldungen wegen Verletzungen, also etwa Verstauchungen oder Verrenkungen, zunehmen. Im Kreis Bernkastel-Wittlich liegen die dadurch bedingten Fehlzeiten mit 225 Tagen pro 100 Versicherten sogar über dem bundesweiten Schnitt von 203 Tagen, wie die Barmer GEK herausgefunden hat.
Allerdings ist Krankheit nicht gleich Krankheit. Eine leichtere Fußverletzung könne bei einem Arbeitnehmer, der ausschließlich am Schreibtisch sitzt auch ohne Krankschreibung heilen, sagt Barmer-GEK-Regionalchef Norbert Dixius. Bei Briefträgern oder Bauarbeitern könne sie hingegen zu längeren Ausfällen führen.Extra

Die Arbeitnehmer in der Region sind weniger lange krank als anderswo. Das belegen Statistiken der Krankenkassen DAK, AOK und Barmer GEK. Aber auch innerhalb der Region gibt es Unterschiede. Während bundesweit die durchschnittliche Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage bei 17 liegt, sind es laut Barmer GEK in Trier 14,5, in Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm 15, im Vulkaneifelkreis 15,4 und in Trier-Saarburg 15,6. Unterschiede gibt es auch bei den Branchen. Während laut AOK in Bernkastel-Wittlich die Baubranche den höchsten Krankenstand hat, ist es in Bitburg-Prüm die öffentliche Verwaltung und in Trier die Energie-, Wasser- und Entsorgungsbranche. wie

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