Rückenwind für den Flughafen Hahn? - Möglicher Verkauf rückt näher

Mainz/Hahn · Schon wieder ein chinesischer Käufer? Rheinland-Pfalz will für den zweiten Verkaufsversuch des Flughafens Hahn mit der pfälzischen Firma ADC und der Luftverkehrsfirma HNA aus China weiterverhandeln. Noch ist der Deal aber nicht im Hangar.

(dpa) - Der Flughafen Hahn könnte im Frühjahr einen neuen Eigentümer haben. Die rheinland-pfälzische Landesregierung, der der Hunsrück-Airport bisher mehrheitlich gehört, will mit der pfälzischen Firma ADC und der Luftverkehrsgruppe HNA aus China als Partner weiterverhandeln. Die ADC ist ein alter Bekannter.

Warum hat die rheinland-pfälzische Landesregierung ADC und HNA ausgewählt?

Die deutsch-chinesische Bietergemeinschaft hat aus der Sicht der Landesregierung das beste Angebot abgegeben. Regierungsberater Martin Jonas von Warth & Klein Grant Thornton erklärt das so: ADC und HNA haben den höchsten Nettokaufpreis unter drei Bietern vorgelegt, eine akzeptable Regelung der Risikoverteilung zwischen Land und Käufer angeboten und hohe Glaubwürdigkeit. Die ADC mit Geschäftsführer Siegfried Englert, einem ehemaligen rheinland-pfälzischen SPD-Wirtschaftsstaatssekretär, war schon vor dem schief gegangenen ersten Verkaufsversuch im Sommer am Flughafen interessiert, aber im damaligen Bieterverfahren ausgeschieden.

Warum wieder ein chinesischer Käufer?

Berater Jonas weist darauf hin, dass China bei der Luftfracht das mit Abstand wichtigste Land für Deutschland sei. Chinesische Unternehmen haben zudem eine zunehmend globale Ausrichtung.

Ist der Flughafen Hahn damit schon verkauft?

Nein. Damit es zum Abschluss eines Kaufvertrag kommt, müssen die Landesregierung und die ADC Vermögensverwaltung sowie die HNA Airport Group weiterverhandeln. Eine Reihe von Bedingungen müssen nach Angaben der Berater noch abgearbeitet werden. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hofft auf ein gutes Vertragsergebnis: „Ich bin froh, dass nun der letzte Verhandlungsschritt eingeleitet werden kann“, sagt sie am Montag.

Kann der zweite Anlauf wieder scheitern?

Die Landesregierung will alles tun, damit der zweite Versuch keine Bruchlandung wird. Rund 2000 Arbeitsplätze hängen insgesamt am früheren US-Fliegerhorst - und ein zweites Scheitern wäre fatal für das Image. Professor Jonas ist vorsichtig: „Da kann noch was schiefgehen.“ Er versucht aber, ein Netz mit doppeltem Boden einzubauen. Der „zweitbeste“ Bieter, dessen Namen der Berater nicht nennt, soll vorsichtshalber in der Hinterhand gehalten werden. Dieser habe ein „durchaus attraktives Angebot“ abgegeben, das Angebot des dritten Anbieters falle dagegen deutlich zurück. Im Rennen sollen noch das US-chinesische Konsortium Henan American Machinery und die kasachische MG Holding gewesen sein.

Wann ist alles unter Dach und Fach?

„Bis Mitte, Ende April“, setzt Innenminister Roger Lewentz (SPD) als Zielkorridor. Wenn ein Vertrag mit der Bietergemeinschaft unterzeichnet wäre, könnten Gespräche mit der EU-Kommission noch einige Wochen dauern. Sie ist allerdings bereits jetzt eingebunden.

Bleibt der Hahn nach dem Verkauf ein Flughafen?

Die ADC ist nach Angaben von Englert sehr daran interessiert, den Flugbetrieb weiterzuentwickeln. Englert ist China-Experte: 1988 gründete er an der Hochschule Ludwigshafen nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) den Studiengang „Marketing Ostasien“. Berater Jonas macht aber deutlich, dass sich der künftige Eigentümer veranlasst sehen könnte, bei den Personalkosten zu sparen.

Warum will jemand einen defizitären Airport erwerben?

Wer den Flughafen kauft, ohne nur auf die mögliche Zahlung von Betriebs- und Investitionsbeihilfen zu schauen, mag auf eine positive Entwicklung am Hunsrück-Airport setzen. Flughafen-Chef Markus Bunk hatte im Dezember für 2016 einen geringeren Verlust als 2015 erwartet, als der Fehlbetrag bei 17,4 Millionen Euro lag. Die Passagierzahlen mit Ryanair als wichtigstem Flieger sind am Hahn relativ stabil bei rund 2,6 Millionen, allerdings war die so wichtige Fracht zuletzt weiter rückläufig. Der Flughafen Hahn könnte als wichtiges Standbein dienen, um eine führende Stellung im globalen Luftverkehrsmarkt zu erreichen.

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