Rückwärts gewandt

TRIER. Nichts für Nicht-Lateiner: In Trier werden künftig wieder Messen nach dem klassischen römischen Ritus gefeiert. Eine entsprechende Erlaubnis hat Bischof Reinhard Marx jetzt einer strenggläubigen katholischen Vereinigung erteilt.

Zurück in die Vergangenheit: Ab dem letzten Sonntag im November werden in Latein zelebrierte Heilige Messen ("Tridentinische Messen") in der ältesten Stadt Deutschlands wieder salonfähig. Triers Bischof Reinhard Marx reagiert damit auf eine zwei Jahre zurückliegende Unterschriftenaktion der so genannten Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier - einer kleinen Vereinigung streng gläubiger Christen. Die "tridentinischen Messen" waren bis zur Liturgie-Reform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Ende der 60er Jahre in der Römisch-Katholischen Kirche die übliche Form des Gottesdienstes. Unter Papst Paul VI. wurde die alte Messordnung faktisch abgeschafft und durch eine deutlich liberalere "Novus Ordo Missae" ersetzt. Sehr zum Missfallen etlicher Traditionalisten, die dem Jahrhunderte alten Ritus (Markenzeichen: lateinische Messen, Pfarrer drehen Gläubigen den Rücken zu, alte Texte und Messgewänder) nachtrauerten. Erst 1988 gab der ansonsten selbst eher fortschrittsskeptische Vatikan dem beharrlichen Drängen der Strenggläubigen nach und ließ die tridentinischen Messen wieder zu, wenn auch unter strengen Auflagen. Die Genehmigung ist danach den Bischöfen vorbehalten, die sie auch nur solchen Gruppen erteilen dürfen, die darum ersuchen und gleichzeitig die neue Messordnung nicht anzweifeln. "Die würdige Feier der Liturgie nach der neuen Messeordnung liegt uns besonders am Herzen", sagt denn auch Michael Schneider-Flagmeyer, Vorsitzender der Trierer Aktionsgemeinschaft. Die tridentinische Messe sehe sein Verein nur als "zusätzliches Angebot". Ab dem ersten Advent dürfen nach der Genehmigung des Trierer Bischofs jeden Sonn- und Feiertag in der Kapelle der Weißen Väter in der Trierer Dietrichstraße tridentinische Messen nach alter Väter Sitte gefeiert werden - allerdings nur mittags oder nachmittags, um nicht anderen Pfarreien die Gläubigen "wegzunehmen". Damit gibt es in Deutschlands ältester Diözese jetzt schon zwei Orte, in denen tridentinische Messen zugelassen sind: Trier und Saarlouis. Weitere Anfragen gebe es nicht, sagt Bistumssprecher Hans Casel. Als "Rückkehr zu einer Uralt-Theologie, die längst überholt ist", wertet das ökumenische Netzwerk "Initiative Kirche von unten" (IKVU) die Renaissance des alten Ritus'. "Eine Genehmigung zeigt, wo der Bischof steht", sagt IKVU-Sprecher Tim Schmidt. Reinhard Marx sei dafür bekannt, "dass er nicht gerade ein Liberaler ist".

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