Saar-Nessi

Es würde offenbar vielen etwas fehlen, müsste sich nicht mindestens einmal jährlich der von chronischer Existenzangst geplagte Saarländer mit heftiger Spiegelfechterei seiner Haut wehren und Fusionsgelüste abwehren.

Nun kochte die Debatte um eine saarländisch-pfälzische Hochzeit, die allzu sehr an die immer wieder auftauchenden Geschichten um das bedrohliche, aber unsichtbare Ungeheuer von Loch Ness erinnert, wieder einmal auf. d "Wir können uns ein faires Zusammengehen mit dem Saarland zu beiderseitigem Nutzen gut vorstellen", heißt es im Entwurf des Mainzer SPD-Regierungsprogramms - sozusagen als kaum verhohlene Androhung einer unmittelbar geplanten Annexion des kleinen Nachbarn. Während in Mainz niemand den vermeintlichen "Spreng-satz" wahrnahm, wurde aus Saarbrücken "heftige Ablehnung" vermeldet. Irgendwie fühlte man sich zwar dort durch das nachbarschaftliche "Werben" geschmeichelt. Doch allein die Vorstellung, Anhängsel - womöglich noch in Form eines Großkreises" - der Pfalz zu sein, verbietet natürlich jeden Gedanken an Zusammenlegung. Bereits vor zwei Jahren überraschte Beck mit einem Fusionsvorschlag und holte sich dafür erwartungsgemäß eine ordentliche Abfuhr. Gar als gernegroßer pfälzischer Kurfürst musste er sich dem Vernehmen nach von Amtskollegen Peter Müller in Fastnachtsreden verspotten lassen. d In Mainz wird derweil gemunkelt, dass durch den ominösen Satz im Regierungsprogramm vielleicht nur die Saarländer ein bisschen geärgert werden sollten. Zumal das Kapitel den Titel trägt: Zusammenarbeit stärken - Lücken schließen. Ein geharnischter Protest beim jüngsten Besuch von Saar-Chef Peter Müller bei Beck in Mainz blieb allerdings aus. Dass Saar und Rhein gleichwohl zusammenfinden können, zeigt sich am Wochenende im Mainzer Kleinkunsttheater "Unterhaus": Dort werden der Vorzeige-Saarländer Heinz Becker und der rheinland-pfälzische Regierungssprecher Walter Schumacher gemeinsam auf der Bühne stehen.

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