Schieberei hinter den Kulissen

MÜNCHEN/TRIER. Ein kriminelles Kartell aus vier deutschen Bühnentechnik-Firmen soll jahrelang mit Preisabsprachen und Schmiergeldzahlungen den Markt unter sich aufgeteilt haben. Zu den geschädigten Bühnen gehören offenbar auch die Theater Trier und Luxemburg.

Um das in die Jahre gekommene Trierer Theater auf Vordermann zu bringen, beschloss der Stadtrat vor zehn Jahren ein umfangreiches Sanierungsprogramm. Kostenpunkt: elf Millionen Mark. 40 Prozent davon sollte die Stadt tragen, den Rest das Land. Das Geld floss unter anderem in eine neue Drehbühne. "Damit", freute sich der damalige Intendant Heinz-Lukas Kindermann im Oktober 2001, "sind wir endlich auf dem technischen Niveau, das andere Theater bereits seit Jahren haben." Was Lukas-Kindermann und auch die städtischen Verantwortlichen damals nicht wussten: Sie wurden bei der Auftragsvergabe für die Bühnentechnik offenbar über den Tisch gezogen. Das haben Ermittlungen der Münchener Staatsanwaltschaft ergeben. Seit drei Jahren im Visier der Fahnder: Vier große deutsche Bühnenbau-Firmen und ihre Geschäftsführer. Die Herren aus München, Dresden, Wiesbaden und dem niedersächsischen Syke sollen sich seit 1997 über die Preise abgesprochen und Aufträge gegenseitig zuschanzt haben. In 29 Fällen sollen so überteuerte Angebote abgegeben worden seien. Geschätzter Schaden für die öffentliche Hand: mindestens fünf Millionen Euro. Zu den Geschädigten zählen Bühnen in ganz Deutschland: neben dem Theater Trier das Staatstheater Mainz, die Alter Oper in Frankfurt oder die Deutsche Oper in Düsseldorf. Aber auch das für 13 Millionen Euro mit neuer Technik aufgemotzte Luxemburger Stadttheater soll deutlich zu teuer saniert worden sein. In Ludwigsburg oder Dortmund wurde von den Bühnenbau-Firmen offenbar nicht nur überteuert saniert, sondern auch noch geschmiert: Mit bis zu 125 000 Euro sollen dort technische Direktoren "belohnt" worden sein. Die Münchener Staatsanwaltschaft war dem Kartell nach einem anonymen Hinweis auf die Schliche gekommen. Die Firmengeschäftsführer müssen sich Ende März wegen unzulässiger Preisabsprachen und gewerbsmäßigen Bandenbetrugs vor Gericht verantworten. Die Münchener Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl spricht von insgesamt neun Verdächtigen, darunter auch ein Bühnenplaner sowie ein ehemaliger Theater-Techniker. Der Trierer Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink zeigte sich - wie am Freitagabend schon Theater-Intendant Gerhard Weber - völlig überrascht von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. "Uns hat niemand informiert", sagte Holkenbrink gestern dem TV. Der Kulturdezernent will jetzt prüfen, "ob wir jemanden in Regress nehmen können". Möglichweise bekomme die Stadt das zu viel gezahlte Geld ja von den Bühnentechnik-Firmen ja zurück.

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