Schießerei in Kruft: Zwei Tote und ein Schwerverletzter

Kruft/Koblenz · Schießerei mitten im Ort, SEK-Beamte stürmen ein Anwesen: Ein Beziehungsdrama hat am Sonntag einen kleinen Ort in Rheinland-Pfalz erschüttert. Die Hintergründe sind noch unklar.

Tödliches Beziehungsdrama: Zwei Menschen sind bei einer Schießerei in Kruft nahe Koblenz ums Leben gekommen, ein Mann erlitt schwere Verletzungen. Bei den Toten handele es sich um einen 51 Jahre alten Mann und seine von ihm getrennte 47-jährige Frau, teilte die Polizei mit. Mit schweren Verletzungen kam ein 50 Jahre alter Freund der Frau, möglicherweise ihr neuer Lebensgefährte, ins Krankenhaus. „Wir gehen derzeit — mit aller Vorsicht — von einem Beziehungsdelikt aus“, sagte Polizeisprecher Ralf Schomisch. Die Polizei war am Sonntagnachmittag unter anderem mit einem Spezialeinsatzkommando (SEK) angerückt. Als mutmaßliche Tatwaffe stellten die Beamten einen Revolver sicher.

Ein denkbares Szenario: Möglicherweise hat der 51-Jährige seine zumindest von ihm getrennt lebende — laut Polizei waren sie eventuell schon geschieden — Frau getötet, den anderen Mann angeschossen und sich dann selbst gerichtet. Die Polizei wollte sich aber vorerst nicht auf ein Tatgeschehen festlegen. „Es gibt aber keinerlei Hinweise auf einen Überfall“, sagte ein Polizeisprecher.

Wenige Stunden, nachdem hier die Schüsse fielen, rauscht der Durchgangsverkehr an dem unscheinbaren Bauernhaus vorbei. Im Anbau kläffen die Hunde, am Metalltor ein Einschussloch. Die Spurensicherung hat es mit einem Pfeil markiert. Durch die Lamellen der heruntergelassenen Rollladen scheint Licht. Die Spurensicherung mit ihren weißen Handschuhen und Anzügen sucht das Anwesen ab, wo sich ein blutiges Drama abgespielt hat. Vor dem Haus steht der 16-jährige Fabian aus der Nachbarschaft und sagt: „Das ist schon unheimlich.“

Und sein Kumpel Christian erzählt, dass er den 51-jährigen Mann vor etwa einem Monat erstmals im Ort gesehen habe. Er spricht von „ganz normalen Leuten“. Offenbar lebte der Mann, der laut Polizei in dem wenige tausend Einwohner großen Ort gemeldet war, noch nicht lange dort. Denn eigentlich „kennt man sich in Kruft“, sagt die Angestellte an der Tankstelle. Ein anderer Anwohner gibt sich ob des Geschehens gelassen und meint nur: „Und das in Kruft, hier ist doch sonst nie etwas los.“

Rückblende: Am frühen Nachmittag hören Zeugen Schüsse und sehen, dass ein schwer verletzter Mann auf der Straße liegt — sie alarmieren die Polizei. Die erste Streife findet vor dem Bauernhaus dann den 50-Jährigen, der mindestens eine Schussverletzung im Oberkörper hat. Auch die schwerstverletzte Frau wird entdeckt, für sie kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Da die Polizei aufgrund von Zeugenangaben dem Sprecher zufolge davon ausgehen muss, dass der Schütze sich ins Haus zurückgezogen hat, umstellen die Beamten das Gebäude und alarmieren das SEK.

Im Haus entdecken die Einsatzkräfte dann den 51-jährigen Mann, der bereits tot war. Die Beamten stellen einen Revolver sicher, aus dem Schüsse abgegeben worden waren. „Wir wissen nicht, ob es die einzige Waffe war, die eine Rolle spielte“, betonte der Sprecher. Die Polizei selbst habe keine Schusswaffen eingesetzt. Den Zustand des Schwerverletzen bezeichnete Schomisch am Abend als „bedrohlich, aber stabil“.

Der Hergang des Geschehens ist nach seinen Angaben noch unklar. Vor Ort würden Zeugen befragt, die Leichen sollten obduziert werden. Klar sei zumindest, dass sich die zwei Männer und die Frau kannten. Ein 32-jähriger Anwohner erzählt, dass das Haus immer unbewohnt ausgesehen habe. „Man hat niemanden gesehen, nur die Hunde.“

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