Verkehr Attacke auf Schaffner: Gewalt gegen Bahnmitarbeiter nimmt zu

Trier/Mainz/Berlin · Meistens sind es Schwarzfahrer, die auf Beamte losgehen und diese verletzen, heißt es von einer Gewerkschaft. Angriffe gibt es auch in der Region Trier.

Schläge gegen Schaffner: Gewalt gegen Bahnmitarbeiter nimmt zu
Foto: dpa/Martin Schutt

Immer häufiger erleben es Bahnmitarbeiter, dass Schwarzfahrer randalieren, den Schaffner treten und ins Gesicht schlagen. „Auch in der Region ist die Gewalt gegen uns ein Problem“, sagt Thorsten Fettes, Trierer Ortsverbandschef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Ihm seien alleine zehn Fälle bekannt, in denen Fahrgäste im vergangenen halben Jahr Kollegen attackierten. So habe ein Reisender, der ohne gültiges Ticket von Trier nach Koblenz fuhr und an einem Mosel-Bahnhof aussteigen musste, einen Kundenbetreuer mit einer Glasflasche beworfen. „Der Kollege hatte schlimme Blutergüsse“, schildert Fettes.

Bundesweit nimmt die Gewalt gegen Bahnmitarbeiter zu. Von 2012 bis 2017 stieg die Zahl der Angriffe von 966 auf 2550. 1981 Attacken gab es nach der Gewerkschaft in diesem Jahr bereits wieder in den ersten drei Quartalen, ein Plus von fünf Prozent. „Die Dunkelziffer ist noch viel höher, weil viele Vorfälle gar nicht gemeldet werden“, sagt Marco Rafolt von der rheinland-pfälzischen EVG, die im Land im vergangenen Jahr 110 Übergriffe verzeichnte.

Rafolt warnt vor drastischen Folgen. Im schlimmsten Fall drohten Betroffene, dienstunfähig zu werden. Mehr als 12 000 Ausfalltage bei der Bahn hingen im dritten Quartal dieses Jahr danach bereits mit Körperverletzungen zusammen. In einer Mainzer Erklärung fordert der Landesverband mehr Bodycams, Zugbegleiter und Bundespolizisten an Bahnhöfen. Viele Reviere seien ausgedünnt.

Bei der Bahn müssen künftig alle Mitarbeiter mit Kundenkontakt alle zwei, drei Jahre ein spezielles Training bestreiten. Dort lernen sie, Konflikte zu beschwichtigen und sich selbst zu verteidigen, sagt eine Bahnsprecherin. Geschultes Personal dürfe auch Abwehrspray mitführen. Ferner stelle die Bahn zusätzliche Sicherheitskräfte ein.

Mehr Übergriffe auf Beamte beklagen auch Polizisten und Lehrer. Der Trierer Fettes wünscht sich mehr Wertschätzung. Immerhin: Die EVG hat sich in Tarifverhandlungen mit der Bahn geeinigt. Mit der Lokführergewerkschaft GDL gibt es noch keine Einigung. Streiks – wie vor einer Woche in Trier – scheinen bis Jahresende aber vom Tisch.

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