Schlaumeier unter sich

MAINZ. Seit Sommer 2003 gibt es am Heinrich-Heine-Gymnasium Kaiserslautern die landesweit erste Hochbegabtenschule. Nun statteten die Schüler Bildungsministerin Doris Ahnen einen Besuch ab. In diesem Jahr wird auch in Trier eine solche Schule starten.

Wie wird man Ministerin? Reden Sie mit dem Bundeskanzler? Fahren Sie oft ins Ausland? Wird die Rechtschreibung wieder zurückgedreht? Und was wäre eigentlich, wenn es keine Kultusminister gäbe? Fragen über Fragen stellen die dreizehn Schüler der Klasse 6 H der Schule für Hochbegabtenförderung am Heinrich-Heine Gymnasium, als sie Bildungsministerin Doris Ahnen in ihrem Ministerium besuchen. "Mögen Sie ihren Job?", hakt ein Mädchen nach. Ahnen bejaht, auch wenn das Amt "manchmal anstrengend" ist, wie sie einräumt.Intelligenzquotient von mindestens 130

Doch anstrengend war offenbar auch das erste Schuljahr für die elfjährigen Kinder, die allesamt als hochbegabt gelten und damit einen Intelligenzquotienten von wenigsten 130 haben dürften. Sehr laut sei es damals in der fünften Klasse gewesen, und oft habe es Streit gegeben, berichten Adrian und Stefan. "Im ersten Jahr war es krass", stellt Leon abgeklärt fest. Die vier Mädchen fühlten sich zudem von den 18 Jungs nicht akzeptiert. Doch jetzt ist "alles besser", vor allem die Klassengemeinschaft, sagen Ricardo und Elisa. Auch unter Ihresgleichen tun sich manche schwer mit dem Zusammenfinden. Im ersten Jahr gaben vier Schüler auf. Die Schule ist ganz in Ordnung, lautet das allgemeine Urteil, selbst wenn es morgens nicht immer spannend sei. Doch der Nachmittag mit den vielen Ergänzungsstunden und Zusatzangeboten motiviert: Sport, Informatik, Italienisch, Spanisch, Schach oder kreatives Schreiben werden eher als Kür denn als Pflicht angesehen. Die Schule war für viele der kleinen schlauen Köpfe früher ein Ort der Langeweile oder der Einsamkeit. Erstmals hat Tobias jetzt Freunde. In der Grundschule war er einfach nur "anders als die anderen", ein Schlaumeier eben. Nun werden sie als hochbegabt akzeptiert. Für Ina aus dem saarländischen Püttlingen ist es auch nicht schlimm, dass sie jetzt in einem Internat wohnt wie jeder zweite ihrer Mitschüler. An ihrem heimischen Gymnasium fühlte sie sich so ausgegrenzt, dass sie zur Schulverweigerin wurde- monatelang. Jetzt ist sie keine Außenseiterin mehr und hat viele Freunde. Leon aus dem pfälzischen Waldfischbach steht morgens um sechs Uhr auf, um rechtzeitig in Kaiserslautern zu sein und ist vor fünf Uhr nicht zu Hause. Seine Freizeit ist knapp. Doch das nimmt der aufgeweckte Junge in Kauf, um "ein bisschen schneller und ein bisschen mehr zu lernen".

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