Schnüffeln in Handys und Fernsehern

London/Washington · Dass US-Geheimdienste zu weitreichender Überwachung fähig sind, wusste man schon spätestens seit Edward Snowdens NSA-Enthüllungen. Dank Wikileaks weiß man nun auch mehr über das Cyber-Arsenal der CIA.

 Da findet sich mal wieder brisantes Material: zwei aufgerufene Webseiten von Wikileaks. Archiv-Foto: dpa

Da findet sich mal wieder brisantes Material: zwei aufgerufene Webseiten von Wikileaks. Archiv-Foto: dpa

Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

London/Washington Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat mehr als 8000 CIA-Dateien veröffentlicht, die zeigen, wie der US-Auslandsgeheimdienst elektronische Geräte überwachen kann. Ein Überblick über die Enthüllungen und die Folgen. Was sind die zentralen Erkenntnisse der Wikileaks-Dateien? Die CIA kann sich in diverse elektronische Geräte wie Smartphones, Tablets oder Computer hacken, um sie zu überwachen. Auch mindestens ein Fernseher-Modell von Samsung mit Kamera und Mikrofon soll der Geheimdienst demnach in eine "Wanze" verwandeln können. Außerdem versuchte die CIA schon seit 2014, vernetzte Autos zu knacken - was sie dabei erreicht hat, blieb zunächst unklar. Wie überraschend kommt das? So richtig überraschend ist das nicht. Schon die von Edward Snowden mitgenommenen Dokumente des Abhördienstes NSA enthüllten ein breites Überwachungssystem. Die Veröffentlichung der über 8000 CIA-Dateien gibt aber erstmals einen Einblick in die Fähigkeiten des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes. Ansonsten: Sicherheitslücken in Software von Smartphones und Computern werden immer wieder bekannt. Auch einige Autos mit Internet-Zugang wurden gehackt - diese Lücken wurden aber geschlossen, und die Industrie hat daraus gelernt. Was sind die Folgen der Enthüllung? Am Ende dürften einerseits die Geräte für die Nutzer sicherer werden: Die Technik-Unternehmen wie Apple, Samsung oder Microsoft können jetzt gezielter nach Schwachstellen in ihren Systemen suchen. Denn diese Sicherheitslücken können nicht nur von Geheimdiensten, sondern auch von Kriminellen ausgenutzt werden. So erklärte Apple, viele der Lücken seien in der jüngsten Version des iPhone-Systems iOs bereits behoben und weitere werde man schleunigst schließen. Zugleich werde die Enthüllung von Vorgehensweise und Werkzeugen die legitime Arbeit der CIA erschweren, warnte ihr früherer Chef Michael Hayden. "Das hat mein Land und die Freunde meines Landes weniger sicher gemacht", sagte er der BBC. Ist die Verschlüsselung von Kommunikations-Apps wie WhatsApp oder Snowdens Favoriten Signal nun auch geknackt? Die Entwickler des Krypto-Protokolls, das dahintersteckt, bestreiten das. Vielmehr hacke die CIA die Software der Telefone selbst, um Informationen vor der Verschlüsselung oder nach der Entschlüsselung abzugreifen, betonten die Krypto-Experten von Open Whisper Systems. Sie sehen sich damit eher bestätigt: "Die allgegenwärtige Verschlüsselung treibt Geheimdienste von nicht entdeckbarer Massenüberwachung hin zu teuren, riskanten, gezielten Attacken." Wie große Sorgen muss sich nun also der Normalverbraucher machen? Die Software-Schwachstellen sind wertvoll, weil meist ein hoher technischer Aufwand nötig ist, um sie zu finden und unbemerkt zu nutzen. Geheimdienste setzen sie also grundsätzlich nur gezielt und sparsam ein, weil sie mit einer Entdeckung verbrannt wären. Zugleich machen nicht geschlossene Sicherheitslücken die Geräte immer grundsätzlich gefährlich. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese Schwachstellen nicht auch den Chinesen oder den Russen bekannt sind", sagte Paul Rosenzweig von der IT-Sicherheitsfirma Redbranch Consulting dem Online-Dienst CNET. Und eine breite Veröffentlichung des CIA-Codes könnte die Geräte zur Beute für Kriminelle machen, noch bevor die Lücken gestopft werden können. Kann die Veröffentlichung langfristige Auswirkungen haben? Das Verhältnis zwischen der Industrie und der US-Regierung könnte sich dadurch noch weiter verschlechtern. Schon die Snowden-Enthüllungen im Sommer 2013 hatten den Fokus auf Verschlüsselung ausgelöst und viele Unternehmen dazu getrieben, Daten in Europa statt in den USA zu speichern. Jetzt bekommt das Silicon Valley ein besseres Bild davon, wie viele entdeckte Schwachstellen die Geheimdienste für sich behalten, statt sie den Unternehmen zu melden. Die Geheimdienst-Community wird zugleich inmitten ihrer aktuellen Auseinandersetzung mit US-Präsident Donald Trump um die vermuteten Russland-Verbindungen seines Umfelds geschwächt. (dpa)Fragen & Antworten Spionage

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