Schüler aus Rheinland-Pfalz punkten im Ländervergleich

Mainz (dpa/lrs) · Die rheinland-pfälzischen Schüler haben bei einem bundesweiten Schulvergleich in Naturwissenschaften und Mathematik stark abgeschnitten. Die Landesregierung sieht sich bestätigt, die Opposition warnt vor Selbstzufriedenheit.

Bei einem bundesweiten Ländervergleich haben rheinland-pfälzische Schüler überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Zwar zeigten sich die ostdeutschen Schüler bei dem Leistungstest in naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik insgesamt weitaus leistungsstärker als die meisten ihrer westdeutschen Altersgenossen. Im Westen erzielten aber durchgängig neben Bayern nur Jungen und Mädchen aus Rheinland-Pfalz Leistungswerte, die statistisch bedeutsam über dem Bundesdurchschnitt liegen - im Einzelfall auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Im Osten sind es alle Bundesländer. Die Ergebnisse wurden am Freitag in Berlin von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgestellt.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) sprach von einem „sehr zufriedenstellenden Ergebnis“. Die Leistungen der Schüler aus dem Land hätten in Mathematik, Biologie, Physik und Chemie über dem bundesweiten Durchschnitt gelegen. In Biologie und Chemie gehörten sie sogar zur Spitzengruppe, betonte die Ministerin.

Beteiligt waren an dem Vergleich bundesweit mehr als 44.000 Schüler aus den neunten Klassen aller Schulformen. Mitarbeiter des ländereigenen Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität hatten dafür zwischen April und Juni 2012 mehr als 1300 Schulen besucht.

In Rheinland-Pfalz nahmen nach Angaben des Mainzer Bildungsministeriums insgesamt 2782 Schüler aus 78 Schulen teil. Darunter waren 30 Gymnasien, 27 Realschulen plus, 9 Integrierte Gesamtschulen sowie 4 Förderschulen. Hinzu kamen fünf Realschulen und drei Hauptschulen, die es damals noch gab.

Basis für die Aufgaben waren die von den Kultusministern für alle Bundesländer verbindlich eingeführten Bildungsstandards. Sie beschreiben, was ein Schüler am Ende einer Jahrgangsstufe können soll und gelten für Lehrer als pädagogische Zielvorgabe. Damit wurden die alten, in den Bundesländern unterschiedlichen Lehrpläne an den Schulen abgelöst.

Ahnen betonte, den Schulen im Land gelinge es vergleichsweise gut, Schüler zu fördern, deren Eltern einen niedrigen sozioökonomischen Status hätten. Es müsse aber weiter ehrgeizig vorangegangen werden. „Das Thema Chancengleichheit bleibt ein großes Thema für die Zukunft genauso wie die weitere Intensivierung der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.“

Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Ulla Brede-Hoffmann, und die bildungspolitische Sprecherin Bettina Brück sprachen von einem guten Abschneiden. Das sei eine Bestätigung für eine Bildungspolitik, die Chancengleichheit und Leistungsfähigkeit immer als zwei Seiten einer Medaille verstanden habe. Das vermeintliche „CDU-Vorzeigeland“ Hessen schneide schlechter ab.

Grundsätzlich zufrieden zeigten sich auch die Gewerkschaften. Die relativ guten Ergebnisse in Rheinland-Pfalz wiesen auf einen „guten Unterricht mit hoher fachlicher und fachdidaktischer Qualität“ hin, sagte der Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Bold, nach einer Mitteilung. Ein Problem bleibe aber der enge Zusammenhang von sozialer Herkunft und schulischen Leistungen. Insbesondere die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund müssten verbessert werden.

„Rheinland-Pfalz ist bei der Aufarbeitung der vorhandenen Defizite nach dem Pisa-Schock auf einem guten Weg“, teilte der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz, Klaus-Peter Hammer, mit. Das gute Abschneiden der Schüler sei umso bemerkenswerter, als dass hierzulande auf zentrale Abschlussprüfungen verzichtet werde. Das beweise, dass auch ohne solch fragwürdige, formale Kriterien eine hervorragende Arbeit an Schulen möglich sei.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Bettina Dickes, warnte indes vor einer „falschen Selbstzufriedenheit“. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung müsse weiter gestärkt werden - etwa mit Anreizmodellen, um Fachlehrer zu gewinnen. Darüber hinaus müsse der Informatik ein größerer Stellenwert an rheinland-pfälzischen Schulen eingeräumt werden.

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