Schüler stehen im Mittelpunkt

Wie kann der Unterricht verbessert werden, damit alle Schüler einen Abschluss erreichen? Das ist die zentrale Frage beim nun gestarteten Qualitätssicherungs-Programm für die Schulen im Land.

Trier. Roland Eckert stellt den Schulen keine gute Note aus: "Das deutsche Bildungssystem erfüllt die Anforderungen nicht, die heute an es gestellt werden müssen", sagt der Trie-rer Soziologe. Seine Argumente: Knapp neun Prozent eines Jahrgangs verlassen die Schule ohne Abschluss, bis zu 20 Prozent sind ohne Betreuung überhaupt nicht in der Lage, einen Ausbildungsplatz anzutreten, es fehlt den Abgängern an Basisqualifikationen. Seit Jahren weist der Trierer Professor auf diesen Missstand hin und fordert, dass der Unterricht sich mehr an den wirklichen Bedürfnissen der Schüler orientiert. "Sie brauchen eine Zukunftsperspektive. Entscheidend ist, ob wir es schaffen, alle Schüler in einen Beruf zu bringen", sagt Eckert, der seine Thesen auch im Mainzer Bildungsministerium vorgestellt hat. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Eckert nun maßgeblich an den Auswertungen der Qualitätsüberprüfung der rheinland-pfälzischen Schulen beteiligt ist. Das Land hat dafür eigens die Agentur für Qualitätssicherung, Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen (AQS) gegründet. Die 50 Mitarbeiter dieser Agentur sammeln die Daten der 1600 Schulen im Land, die dann von Trierer Soziologen ausgewertet werden. Man wolle bei der Überprüfung die Schulen als Ganzes betrachten, sagt Thomas Wetzstein, ehemaliger Mitarbeiter von Eckert, und nun bei der AQS zuständig für die Datenauswertung. Es gehe zwar darum, gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Eltern Schwachstellen, etwa beim Unterricht, beim Erziehen oder der Organisation, aufzudecken. Sanktionen sollen allerdings nicht die Konsequenz sein. Die Schulen sollen vielmehr Rückmeldung erhalten, wie sie die Qualität weiter verbessern können. "Dabei soll immer der Nutzen für die Schüler, nicht allein für die Schule, im Mittelpunkt stehen", sagt Wetzstein. Die Schulen vereinbaren mit der Schulaufsicht, was sie konkret tun wollen, für einen besseren Unterricht und ein besseres Lernumfeld - etwa durch freundlichere Gestaltung der Schule. Eine Rangliste der besten Schulen soll es aber ebenso wenig geben wie Kontrolle der Lehrer. Stattdessen setzt das Land auf schulinterne Fortbildungen der Pädagogen, das Kollegium der Schulen soll sich mehr als Team verstehen, Schulleiter sollten von Verwaltungsaufgaben befreit und wieder mehr Raum für pädagogische Zielsetzungen erhalten - Personalentwicklung soll in den Schulen Einzug halten. Meinung Neue Maßstäbe Der Pisa-Schock war heilsam. Das nun gestartete Qualitätssicherungs-Programm ist unmittelbare Konsequenz des mittelmäßigen Abschneidens des Landes beim internationalen Bildungsvergleich. Der Unterricht zielt noch immer an den Lernbedürfnissen vorbei, die Schule vermittelt zu wenige Basisqualifikationen. Eine nicht ganz neue Erkenntnis. Gut aber, dass man nun ernsthaft gewillt ist, die Schwachstellen zu beseitigen. Zu lange brauchten sich die Schulen keinerlei Überprüfung zu stellen, war der schulische Erfolg von Schülern fast ausschließlich von der Motivation einzelner Lehrer abhängig. Rheinland-Pfalz will damit neue Maßstäbe im Bildungssystem setzen.

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