Schulterzucken bei den Zeugen

Keine neuen Erkenntnisse im Prozess um den Raser in der Eifel: Noch immer ist nicht klar, ob der 32-Jährige, der im Juli 2007 bei einem Unfall ein Ehepaar tötete, betrunken war.

Trier. Oberstaatsanwalt Hans-Peter Hemmes ist eigentlich ein geduldiger Mensch. Doch beim dritten Tag im Prozess gegen den 32-jährigen Arno B., der im Sommer vergangenen Jahres nach einem Fest in drei Fußgänger raste und dabei ein befreundetes Ehepaar tötete, platzt dem Juristen der Kragen. Irgendwie litten alle Zeugen an Erinnerungsverlust, regte sich Hemmes auf, nachdem auch der dritte Zeuge an diesem Morgen mit den Schultern zuckt, als Richter Albrecht Keimburg stoisch fragt, was B. Stunden vor dem Horrorunfall getrunken habe. "Ich weiß es nicht." "Ich kann es nicht sagen." So lauten die Antworten. Es ist keine einfache Situation für die Zeugen. In B.'s Heimatdorf Lambertsberg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) kennt jeder jeden. Doch nach dem Unfall auf der K 130 ist das Dorf gespalten. Das spiegelt sich auch im Prozess wider. Immer wieder werden Zeugen-Aussagen von Zuschauern lautstark kommentiert. Auch zwei Beschäftigte des selbständigen Dachdeckermeisters, ein Geselle und ein Auszubildender, müssen aussagen. Man merkt, wie schwer es ihnen fällt, möglicherweise etwas zu sagen, was ihren Chef ins Gefängnis bringen könnte. Schlimmstenfalls droht ihm eine Haftstrafe, und die Firma könnte den Bach hinunter gehen. Er habe Angst um seinen Job, sagt daher auch der Geselle. Das Gericht muss nachweisen, ob B. am Abend vor dem Unfall zuviel getrunken hat. Dazu werden auch die Bedienungen am Bierstand auf dem Sommerfest im Nachbarort Hargarten befragt. B. war mit seinen Mitarbeitern am Abend vor dem Unfall dort zum Feiern. Doch auch von ihnen nur Schulterzucken - nicht verwunderlich, wenn man weiß, was auf Dorffesten konsumiert wird. Da schaue man nicht, was jeder einzelne trinkt, sagt einer der Männer, die hinter der Theke gestanden haben. Auch B.'s Freundin, Tochter eines Polizisten, kann nicht viel zu der Kernfrage beitragen, ob der Unfallfahrer in dieser Nacht betrunken war. Sie hat nicht mit ihm gefeiert und erst morgens von dem Unfall und dem Tod des Ehepaares erfahren - und dass ihr Freund der Todesfahrer war. Er habe ihr gesagt, dass er sich nicht fahruntüchtig gefühlt habe, sagt die 24-Jährige. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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