Schwarzer Peter für Unglückspiloten

BITBURG. Der drei Monate zurückliegende geplante Absturz einer US-Militärmaschine bei Oberkail (Kreis Bitburg-Prüm) ist auf einen Pilotenfehler beim Landeanflug zurückzuführen. Das sagte gestern Abend der Spangdahlemer Flugplatz-Kommandeur, Oberst Derryl Roberson.

F-16-Pilot Leutnant Trevor Merrell war im Landeanflug auf Rollbahn 5 des Spangdahlemer US-Flugplatzes, als es - kurz vor dem Aufsetzen - plötzlich mächtig ruckelte in der Maschine. Der 28-jährige Merrell hatte mit dem bereits ausgefahrenen linken Fahrwerk eine Antenne des Instrumentenlandesystems touchiert - weil er den Militärjet vorzeitig zu weit nach unten gedrückt hatte. Noch keine Einigung über Ausstiegszone

Die Konsequenz: Exakt 20 Minuten später kam es nur ein paar Kilometer entfernt zu einem Absturz, der um ein Haar in einer Katastrophe gemündet wäre. Weil ein sicheres Landen des Jets nicht mehr möglich war, flog Merrell auf Anweisung seiner Vorgesetzten den so genannten Bailout Point an - eine von den US-Militärs festgelegte Koordinate, an der sich die Piloten im Notfall per Schleudersitz aus ihrem Jet katapultieren. Wo die führerlose Maschine anschließend landet, kann niemand genau sagen, räumte gestern Abend auch Oberst Derryl Roberson ein. Der Airbase-Kommandeur stellte in der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm den Abschlussbericht der Untersuchungskommission vor. Amerikanische und deutsche Luftfahrtexperten hatten sich wochenlang mit den Umständen des Absturzes nahe der kleinen Eifelgemeinde Oberkail befasst, die nur um Haaresbreite von dem trudelnden Jet verfehlt worden war. "Für uns war das ein "gelungener Absturz", weil niemand verletzt und keine Sachen beschädigt wurden", rechtfertigte der Flugplatz-Kommandeur gestern noch einmal das waghalsige Manöver. Zu diesem habe es damals keine Alternative gegeben. "Hätten wir versucht, den Jet auf der Rollbahn runterzubringen, hätte der sich wegen des defekten Fahrwerks überschlagen", sagte Roberson. Nach Angaben von Roberson wurden die deutschen Behörden nur eine Minute, nachdem der Jet die Antenne berührt hatte, informiert. Das Einsatzkoordinationszentrum in Münster habe die Trierer Einsatzleitstelle allerdings erst fünf Minuten nach dem Absturz alarmiert. "Diese Informationen müssen wir künftig direkt von den Amerikanern bekommen", meinte gestern Vize-Landrat Michael Billen. Laut Kommandeur Roberson wird das Notfall-Benachrichtigungsverfahren derzeit überprüft. Obwohl die Zusammenarbeit amerikanischer und deutscher Rettungsstellen im Fall Oberkail sehr gut funktioniert habe, könne diese weiter verbessert werden. Für Ende Januar hat der Oberst daher eine gemeinsame Übung auf der Airbase angesetzt, bei der der Absturz eines Militärjets simuliert werden soll. Entgegen anders lautenden Meldungen gibt es beim heiklen Thema "Notfall-Ausstiegszone" noch keine endgültige Lösung. Nach Angaben des Flugplatz-Kommandeurs laufen allerdings die Gespräche zwischen den US-Luftstreitkräften und dem Bundesverteidigungsministerium. Geplant sei, dass havarierte Jets künftig über dem Truppenübungsplatz Baumholder zum Absturz gebracht werden. Bereits definitiv nach Baumholder verlegt sei allerdings der "Jettison Point", an dem Piloten im Notfall Treibstofftanks oder Waffen abwerfen sollen. Dies war zuvor ein Waldgebiet zwischen den Eifelorten Oberkail und Seinsfeld. Unglückspilot Trevor Merrell, der seit dem Absturz bis zum Abschluss der Untersuchung Flugverbot hatte, darf mittlerweile wieder fliegen. Er sei allerdings nachgeschult worden, meinte der Flugplatz-Kommandeur.

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