Schwierige Zeit

Weil sie mit BSE-Risikomaterial belastetes Tierfett in Umlauf gebracht haben sollen, müssen sich seit gestern drei Männer vor dem Trierer Landgericht verantworten. Hauptangeklagter ist der ehemalige Geschäftsführer der Tierkörperbeseitigungsanstalt Rivenich.

Trier. Als Dieter S. im Dezember 2003 nach 28 Jahren in Diensten der sogenannten Tierkörperbeseitigung feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde, da übertrumpften sich die Festredner nur so mit Lobeshymnen über den scheidenden Chef. "Sie haben wie kein anderer sich mit Ihrem Betrieb identifiziert, ihn weiterentwickelt und maßgeblich geprägt", sagt einer, "Sie haben mehr als nur Ihren Job erledigt, Sie haben Ihr Herz in den Ring geworfen", meint ein anderer.Zwei Staatsanwälte und ein Ersatz-Richter

Am Montag sitzt der einst hoch- gelobte Agraringenieur zwischen seinen beiden Verteidigern auf der Anklagebank im Trierer Landgericht. Statt Elogen wie bei seiner vier Jahre zurückliegenden Verabschiedung muss sich der 68-Jährige eine gute halbe Stunde lang die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach anhören. Die landesweit für Lebensmittelstrafsachen zuständige Behörde hat mit Uwe Saulheimer und Bernhard Mann gleich zwei Anklagevertreter nach Trier geschickt - ein Indiz für das umfangreiche Verfahren. Allein die Anklageschrift umfasst rund 100 Seiten; werden alle Zeugen gehört, könnte sich der bislang auf zehn Verhandlungstage angesetzte Prozess bis weit ins nächste Jahr hinziehen. Sicherheitshalber hat sich auch die fünfköpfige Dritte Große Strafkammer unter ihrem Vorsitzenden Armin Hardt schon mal einen Ergänzungsschöffen, also eine Art Ersatz-Laienrichter, mit an Bord genommen.Für den ehemaligen TBA-Geschäftsführer und die beiden mitangeklagten einstigen Chefs des Rivenicher Fuhrparks geht es um viel. Werden sie verurteilt, droht ihnen nicht nur eine mehrjährige Gefängnisstrafe wegen gemeinschaftlichen schweren Betrugs. Derzeit noch in Lauer-Stellung liegen auch mehrere Versicherungen mit Regressforderungen in Millionenhöhe.Redefluss unterbrochen

Insgesamt 8500 Tonnen Tierfett mit BSE-Risikomaterial sollen die Angeklagten zwischen Januar 2001 und März 2002 vermarktet haben, obwohl dies verboten war (TV von gestern). Das jedenfalls behaupten die Bad Kreuznacher Staatsanwälte. Die drei 42, 50 und 68 Jahre alten Angeklagten sagen am Montag zum Prozessauftakt zunächst nichts zu den Vorwürfen, auch wenn dies vor allem dem ehemaligen Geschäftsführer sichtlich schwerfällt. "Die damalige BSE-Krise war für alle eine hektische und schwierige Zeit", entfährt es Dieter S. einmal, "aber dass wir uns durch Betrug hätten bereichern wollen…" Fast gleichzeitig unterbrechen seine beiden Trie-rer Verteidiger Stefan Schatz und Werner Linden den Redefluss ihres Mandanten. Sollen doch die beiden Bad Kreuznacher Staatsanwälte erst einmal zeigen, was sie an "Munition" gesammelt haben.Kurz vor Mittag ist der erste Prozesstag gegen das Trio auch schon wieder vorbei. Am nächsten Dienstag will das Gericht die ersten Zeugen hören.

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