Sie irren umher und finden kein Bett - Asylbewerber müssen in Trier draußen schlafen

Trier · In der Trierer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende herrscht Chaos: Vielen neu ankommenden Flüchtlingen kann kein Bett mehr zugewiesen werden. Die Menschen campieren unter freiem Himmel.

Im Schatten der Bäume im Nells Park in Triers Norden haben Dutzende Menschen ihre Decken ausgebreitet. Viele schlafen, einige spielen Karten, Kinder tollen herum. Was auf den ersten Blick einer schönen Sommerszene gleicht, ist blanke Not: Die Menschen versuchen nicht etwa, für ein paar Stunden der Enge der nahen Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) zu entkommen. Ihnen bleibt schlicht nichts anderes übrig, als ihr Lager draußen im Grünen aufzuschlagen - und zwar auch über Nacht. Denn die Afa ist völlig überfüllt, kein Bett ist mehr frei.

Mehr als 1300 Asylbewerber leben alleine in den Gebäuden am Standort Dasbachstraße, in der ehemaligen Kaserne in der Eurener Straße sind es mehr als 1100. Vorgesehen waren beide Unterkünfte für Hunderte Menschen weniger. Jeden Tag kommen rund 200 neue Flüchtlinge in der Trierer Afa an.

In den Fluren der ehemaligen Kasernengebäude in der Dasbachstraße reiht sich ein Doppelstockbett ans nächste. Die Menschen darin ziehen sich die Decken über den Kopf. Hinter einem zwischen zwei Matratzen gespannten Laken weint ein Kind. Die Gemeinschaftsküche ist voller Leute. Es riecht nach Essen und Schweiß. Auf einem Treppenabsatz spielen drei Männer Karten. Menschen überall.

Achmed Sameer ist nach seiner Flucht aus Afghanistan vor einer Woche in Trier angekommen. "Ich habe mich angemeldet. Dann hat man mir gesagt, ich soll mir einen Platz zum Übernachten suchen. Ich fragte nach, in welchem der Häuser. Aber gemeint war, dass ich draußen schlafen müsse, weil kein Bett mehr frei war." Zwei Nächte hat der 31-Jährige, der in Afghanistan als Arzt gearbeitet hat, draußen geschlafen. Dann fand er Unterschlupf in einem der Zimmer - zusammen mit elf Landsleuten.

Ein Gebäude weiter, dort, wo die neu ankommenden Flüchtlinge sich registrieren lassen müssen, bettelt am Informationsschalter eine Mutter den Afa-Mitarbeiter an. Ihre Söhne zerren an ihrem Rock. "Ich habe drei kleine Kinder, und wir haben seit drei Tagen keinen Platz zum Schlafen", fleht sie auf Englisch um ein Zimmer für ihre Familie.
Neben ihr steht eine ältere Frau aus Syrien zusammen mit ihrem Neffen ratlos auf der Treppe. Gerade sind sie aus dem Flüchtlingslager im saarländischen Lebach angekommen. In einer Plastiktasche stecken die Dinge, die sie vor wenigen Minuten für ihren Aufenthalt in der Trierer Afa erhalten haben: die notwendigsten Hygieneartikel, Essenskarten und Bettlaken. Wo sie ihr weniges Hab und Gut nun hinbringen sollen und wo sie die Nacht verbringen können, das hat ihnen keiner gesagt. Auch ihnen wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als sich auf den vertrockneten Wiesen rund um die Afa einen Platz zum Schlafen zu suchen. Dutzende haben sich dort bereits aus Bettlaken und Ästen notdürftige Zelte gebaut.

Für die vergangene Nacht waren für den Trierer Himmel Dutzende Sternschnuppen aus dem Meteorstaub der Perseiden angekündigt. Ein paar Wünsche frei - das könnten die Menschen, die rund um die Trierer Afa unter freiem Himmel übernachten müssen, gut gebrauchen.

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