Sieben Kinder mit Stieftochter

Koblenz · Detlef S. ist tatsächlich der Vater der acht Kinder, die seine Stieftochter Natascha zwischen 2000 und 2009 auf die Welt gebracht hat. Das hat der 48-jährige Angeklagte am ersten Verhandlungstag im Missbrauchsprozess von Fluterschen vor dem Landgericht Koblenz eingeräumt.

(RZ) Doch die Verbrechen, die ihm die Anklage vorwirft, streitet er ab. Detlef S. soll jahrzehntelang drei seiner Kinder missbraucht und geschlagen haben. Von 350 Taten in einem Zeitraum von 23 Jahren spricht die Anklage. Die Töchter mussten dabei auch mit anderen Männern Sex haben, so die Staatsanwaltschaft. Auch der Stiefsohn soll von Detlef S. missbraucht worden sein.

Fast ein wenig überrascht wirkte der Angeklagte am ersten Prozesstag – so als hätte er gar nicht gewusst, was er verbrochen haben soll. Knapp 100 Journalisten und Zuhörer verfolgten im Saal 128 des Koblenzer Landgerichts den ersten Auftritt von Detlef S. in dem spektakulären Missbrauchsprozess. Der mutmaßliche Täter trug ein weinrotes Sakko – viel zu groß für den hageren, kleinen Mann. Die Anklage las er mit. Manchmal schüttelte er den Kopf, einmal flüsterte er seinem Anwalt etwas zu.

Zum Prozessauftakt wurde auch der Abschiedsbrief verlesen, der die Ermittlungen ins Rollen brachte: Mit drastischen Worten schildert die 18-jährige Tochter das jahrelange Martyrium. Sie berichtete, wie Detlef S. sie immer wieder zu anderen Männern brachte. Zu Hause log er, dass er mit der Tochter nach Koblenz oder zum Arzt fahren wollte. „Erinnert euch doch mal, wie oft ich geheult habe“, schreibt sie und richtet sich an die Mutter: „Ich will die Familie nicht kaputt machen, es tut mir leid.“

Immer wieder wurde der Prozess für Beratungen unterbrochen, nach einer der Pausen räumte Detlef S. dann ein, der Vater der sieben Kinder seiner Adoptivtochter zu sein. Die Missbrauchstaten streitet er allerdings weiterhin ab.

Die Adoptivtochter beschuldigte den Stiefvater, es darauf angelegt zu haben, dass sie von ihm schwanger wird. Detlef S. soll ihr die Verhütungsmittel weggenommen und Rezepte dafür zerrissen haben. Mit Schnaps hat er sie offenbar gefügig für andere Männer gemacht, mit Fotos später erpresst. Unklar ist, ob er sich auch an den Kindern vergangen hat, die er mit seiner Tochter zeugte. Die Staatsanwaltschaft hat Hinweise, dass auch eines der sieben Kinder missbraucht wurde. Das Mädchen ist sieben Jahre alt.

Am ersten Prozesstag lud die Kreisverwaltung Altenkirchen zu einer Pressekonferenz – die wird allerdings zur Farce. Landrat Michael Lieber verliest eine mehrseitige Stellungnahme und verlässt den Saal, ohne eine Nachfrage zuzulassen. Immerhin will die Verwaltung nun einen externen Gutachter einschalten, der prüfen soll, ob das Jugendamt Fehler machte. Seit August 2010 sitzt Detlef S. in Koblenz in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung drohen ihm 15 Jahre Haft. Möglicherweise kommt er für immer hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft hat Sicherungsverwahrung beantragt.

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