Klimaschonende Energie So kommen Sie in zehn Schritten zur Solaranlage

Trier · Eignet sich mein Dach für eine Solaranlage? Was kostet das? Und wie viel Energie kann ich erzeugen? All solche Fragen beantwortet das neue rheinland-pfälzische Solarkataster.

 Blick ins Solarkataster. Der Trierer Dom wird als Welterbe so schnell keine Solaranlage bekommen. Dabei wäre er dafür gar nicht schlecht geeignet.

Blick ins Solarkataster. Der Trierer Dom wird als Welterbe so schnell keine Solaranlage bekommen. Dabei wäre er dafür gar nicht schlecht geeignet.

Foto: TV/Katharina de Mos

Surrend öffnen sich die elektrischen Rolläden und lassen die Sonne hinein, deren Energie auf dem Dach schon seit dem Morgenrot in Strom und Wärme verwandelt wird. Die Kaffeemaschine läuft mit selbst erzeugtem Strom, das Duschwasser ist schön warm, die Wärmepumpe heizt und vor dem Haus wartet ein E-Auto. Frisch geladen mit der Kraft der Sonne. Und wenn sie mal nicht scheint, dann kommt die Energie halt aus dem Solarspeicher. Klimaschonend. Und günstig.

Für die einen ist all das längst Realität. Für andere klingt es nach Zukunftsvision. Wer das ändern und Sonnenenergie selbst nutzen möchte, findet dazu nun im neuen Solarkataster des Landes Rheinland-Pfalz eine leicht verständliche Anleitung. „Das ist ein guter Einstieg, um unverbindlich herauszufinden, welches Potenzial mein Dach bietet“, sagt Hans Weinreuter, Energie-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

So funktioniert’s: Unter www.solarkataster.rlp.de gibt man einfach die Adresse des Hauses ein, das man gerne mit Solarthermie oder Photovoltaik ausstatten würde. Blitzschnell passiert dann zweierlei: Zum einen öffnet sich eine Karte, die per Farbskala zeigt, wie hoch die Einstrahlung an dieser Stelle ist. Zum anderen öffnet sich eine Tabelle, die darlegt, wie groß die nutzbare Dachfläche des Gebäudes ist, wie groß die maximale Leistung einer Anlage wäre oder wie viel Strom und Wärme sich dort maximal erzeugen ließen. Mithilfe eines Ertragsrechners kann man dann noch in recht einfachen Schritten herausfinden, wie viel die gewünschte Anlage ungefähr kostet und wie viel Gewinn sie nach 20 Jahren Laufzeit abwirft.

Zudem bietet das neue Solarkataster des Mainzer Umweltministeriums einen Überblick über zehn Schritte auf dem Weg zur eigenen Solaranlage. Weinreuter empfiehlt, sich vorab genau zu überlegen, welches Ziel man eigentlich erreichen will – möglichst große Selbstversorgung oder möglichst große Wirtschaftlichkeit?

1. Kataster mit Realität abgleichen: Die automatisierte Auswertung der Dachfläche kann fehlerhaft sein. Lüftungsrohre, Dachfenster oder Schornsteine werden womöglich nicht erkannt, wodurch die Fläche kleiner sein könnte als angegeben. Auch sollte man sich fragen, ob in der Nähe Bäume wachsen oder Häuser gebaut werden, die künftig Schatten aufs Dach werfen.

2. Fachberatung: Die Verbraucherzentrale bietet eine kostenlose Energieerstberatung an, in der sich bereits viele Fragen klären lassen. Energie-Checks geben einen Überblick über Energieverbrauch und Einsparmöglichkeiten. Mit dem „Eignungs-Check Solar“ können Hauseigentümer prüfen lassen, ob eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage auf dem eigenen Hausdach möglich ist. Die Energieberater sind kostenfrei unter 0800/6075600 oder per E-Mail: energie@vz-rlp.de zu erreichen. Infos unter www.verbraucherzentrale-rlp.de

3. Bauvorschriften prüfen: Anlagen auf privaten Dächern- und Fassaden müssen laut Umweltministerium in der Regel nicht extra genehmigt werden. Bei denkmalgeschützten Gebäuden kann das anders aussehen. Auch da, wo ganze Ensembles oder Straßenzüge geschützt sind oder wo Sanierungsgebiete ausgewiesen wurden, muss man eine Genehmigung einholen. Zudem kann es sein, dass Bebauungspläne Solaranlagen an bestimmten Stellen nicht zulassen. Freiflächen-Solaranlagen müssen immer genehmigt werden.

Das zuständige Bauamt kann ebenso Auskunft geben wie erfahrene Energieberater oder Handwerksbetriebe.

4. Zustand des Dachs prüfen: Vor dem Einbau einer Solaranlage empfiehlt das Umweltministerium, die Lebensdauer des Dachs zu prüfen. Denn die Anlagen haben eine Laufzeit von mindestens 20 Jahren. „Steht in den nächsten Jahren eine Dachsanierung an, sollte diese vor dem Einbau der Solaranlage vorgenommen werden“, rät das Ministerium. Wer ein Asbestdach hat, muss dieses ohnehin erst austauschen: Auf Asbest darf nichts montiert werden. Kostengünstig kann es sein, wenn man die Anlage direkt in die Dachhaut einarbeitet.

5. Fachbetriebe finden: In der Region gibt es zahlreiche Fachfirmen, die beraten, Angebote erstellen und Solaranlagen installieren. Das Ministerium rät, auf die Referenzen der Betriebe zu achten.

6. Angebote einholen: Hans Weinreuter empfiehlt, mehrere Angebote einzuholen und gut zu vergleichen. Bei der Bewertung, welches nun die beste Lösung ist, könne die Verbraucherzentrale helfen – ebenso wie unabhängige Energieberater.

7. Finanzierung: Bevor man irgendetwas beauftragt, rät Anna Jessenberger von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, zu überlegen, ob man auch einen Energiespeicher haben möchte. Solche Speicher machen es möglich, auch dann noch Solarstrom zu nutzen, wenn die Sonne längst hinterm Horizont verschwunden ist. Aktuell laufe ein Förderprogramm des Landes. „Verbraucher erhalten die Förderung aber nur in Zusammenhang mit einer neuen Anlage und die Aufträge dürfen noch nicht vergeben sein“, sagt die Expertin. Informationen zum Solarspeicher-Programm gibt es unter: www.energieagentur.rlp.de

Wenn dann irgendwann feststeht, was die Anlage kostet und welchen Jahresertrag sie abwirft, bleibt laut Ministerium zu klären, wie groß der Eigenanteil an der Finanzierung ist. Dabei stehen günstige Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung. Auch in diesem Fall dürfen die Arbeiten allerdings erst beginnen, wenn der Kredit zugesagt wurde.

Wer eine Solarwärmeanlage plant, kann unter Umständen Fördergeld beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle beantragen. Die Förderbedingungen sind unter www.bafa.de einsehbar.

8. Den Auftrag erteilen: „Achten Sie bei der Vergabe des Auftrags unbedingt auf die Zahlungsmodalitäten und beziehen Sie sich immer auf das zu Grunde liegende Angebot“, rät das Umweltministerium. Falls mit der Solarfirma vereinbart wurde, wann die Anlage spätestens in Betrieb gehen soll, solle man auch schriftlich festlegen, welche Konsequenzen es hat, wenn dieser Termin platzt. „Lassen Sie sich eine schriftliche Auftragsbestätigung geben.“

9. Inbetriebnahme: Der Handwerker nimmt die Anlage zusammen mit dem Energieversorger in Betrieb. Diese muss dann mit den folgenden Daten der Bundesnetzagentur gemeldet werden: Standort der Anlage, Name des Netzbetreibers, Leistung der Anlage in Kilowatt, Tag der Inbetriebnahme. Infos: www.bundesnetzagentur.de

10. Endlich Stromproduzent: Der Stromversorger schließt mit dem Betreiber einen Vertrag und vergütet den eingespeisten Strom nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz. Spätestens dann solle man die Gebäudeversicherung kontaktieren, um die Anlage gegen Sturmschäden zu versichern – falls der Versicherungsvertrag das nicht bereits einschließt. Auch in der nächsten Steuererklärung ist die Photovoltaik-Anlage laut Ministerium zu berücksichtigen. Dies wirke sich in der Regel positiv aus.

 Den eigenen Strom produzieren, das Klima schonen und unterm Strich auch noch Gewinn machen. Das neue Solarkataster des Landes zeigt, auf welchen Dächern das möglich ist.

Den eigenen Strom produzieren, das Klima schonen und unterm Strich auch noch Gewinn machen. Das neue Solarkataster des Landes zeigt, auf welchen Dächern das möglich ist.

Foto: dpa

Während der Online-Veranstaltung „Mittwochs im MUEEF“ wird das Solarkataster vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium vorgestellt am Mittwoch, 24. Februar um 17 Uhr. Link: https://youtu.be/Xe1WjHTP0Fk (ab Mittwochmorgen freigeschaltet).

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