Sparsamer als die Schwaben
MAINZ. Die Rheinland-Pfälzer sind offenbar weit umtriebiger als der verbreitete Ruf des bedächtigen Gemütsmenschen ahnen lässt: Bei der Geburtenrate bundesweit mit vorn, ansehnliches Haushaltseinkommen und beim Sparen schlichtweg spitze.
Während die Politiker im heraufziehenden Landtagwahlkampf um Image und Zukunftsperspektiven des Landes streiten, lassen die Statistiker Zahlen sprechen. Die zeigen unter anderem, dass in Rheinland-Pfalz der Anteil der Jugendlichen bis 20 Jahre unter den mehr als vier Millionen Einwohnern mit mehr als 20 Prozent höher ist als im Bundesdurchschnitt. Auch wenn die Geburtenrate insgesamt deutlich zu niedrig ist, um die Todesfälle auszugleichen, liegt sie dennoch mit durchschnittlich 1,36 Kindern vergleichsweise auf dem drittgünstigsten Platz. Nur Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen können mit 1,4 bessere Werte vorweisen. Ganz vorn liegt Rheinland-Pfalz dagegen beim Zuwachs der Zahl von Erwerbstätigen. Zwischen 1995 und 2003 gab es einen Anstieg von 5,4 Prozent, der nicht nur deutlich über dem bundesweiten Plus von 0,3 lag, sondern auch merklich über den Quoten der westlichen Flächenländer. Allerdings ist dabei auch die starke Zunahme der Teilzeitbeschäftigung einzurechnen, die sich seit 1995 um mehr als 50 Prozent erhöht hat. Nicht zuletzt dank überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum seit 2002 hat Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren jeweils die drittgünstigste Arbeitslosenquote erreicht. Dabei spielte jedoch auch die hohe Zahl der Auspendler ein Rolle. Von 1000 Landesbewohner arbeiten 60 jenseits der Landesgrenze, etwa in Wirtschaftsräumen wie Köln, Rhein-Main oder Luxemburg. Nur in Brandenburg liegt die Quote noch höher. Rund 243 000 Auspendlern stehen dagegen nur 115 000 Einpendler entgegen. Die rheinland-pfälzischen Haushalte verfügten 2003 über eine durchschnittliches monatliches Budget von fast 3000 Euro, rund ein Fünftel mehr als 1993. Über mehr Geld konnten sich nur die Haushalte in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit im Schnitt 3200 Euro freuen. Allerdings gehen die Menschen an Rhein und Mosel am sparsamsten mit ihren Euros um. Sie legen rund 15 Prozent zur Seite und lassen damit sogar die Baden-Württemberger hinter sich. Trotz aller Sparsamkeit haben sie auch beim "Häuslebauen" den Schwaben seit langem den Rang abgelaufen. Gut jeder zweite im Land wohnt in den eigenen vier Wänden (55,7 Prozent). Nur die Saarländer liegen noch einen Prozentpunkt höher. Bei der Wohnfläche pro Person (44 Quadratmeter) hat ebenfalls nur das Saarland mehr zu bieten. Dass im Pendler- und Flächenland Rheinland-Pfalz Mobilität groß geschrieben wird, zeigt die Verkehrsinfrastruktur. Es verfügt über das dichteste Straßennetz bundesweit und mit 585 PKW pro 1000 Einwohner liegt der Motorisierungsgrad mit an der Spitze. Angesichts unterdurchschnittlicher Steuereinnahmen sind Land und Kommunen beim Geld ausgeben auf dem letzten Platz. Dennoch liegt die Pro-Kopf-Verschuldung mit 6600 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt (6130).