Spektakulärer Einsatz an "Roten Felsen"

40 Einsatzkräfte haben gestern Morgen im unwegsamen Gelände unterhalb der Trierer Fachhochschule nach Spuren der seit 2007 vermissten Tanja Gräff gesucht. Dabei sind auch Kletterspezialisten von Feuerwehr und Polizei.

Trier. Mike Leinen ist außer Atem, als er sich den steilen Hang im Trierer Weißhauswald hochzieht. Schweiß steht ihm auf der Stirn. Der 36-Jährige gehört zur Höhenrettungsgruppe der Trie-rer Berufsfeuerwehr. Zusammen mit drei Kollegen sucht er an diesem Freitagmorgen Meter für Meter das unwegsame Gelände in der Nähe der Fachhochschule ab. Dort, wo sich am 8. Juni 2007 nach einem Sommerfest die Spuren der damals 21-jährigen Studentin Tanja Gräff verloren haben. Vom Waldweg aus seilen sich die Kletterer über den 30 Meter hohen Steilhang, den "Roten Felsen", ab. "Anstrengend, aber keine große Herausforderung" sei das, sagt Leinen. Am Seil hängend, die Füße an den Hang gestützt, sucht er mit seinen Händen den laubbedeckten Sandsteinfelsen ab. Nach irgendetwas, was auf Tanja Gräff hindeuten könnte. Doch schon nach einer Stunde meint der Feuerwehrmann: "Hier ist nichts zu finden."

Etwas anderes hat Einsatzleiter Christian Soulier auch nicht wirklich erwartet. Wegen der schwierigen Lage ist direkt an dem Felsen bislang noch nicht nach Spuren gesucht worden. Gesucht wird an diesem Morgen vor allem nach persönlichen, bislang nicht aufgetauchten Gegenständen von Tanja Gräff: Eine auffällige Handtasche, ein Ohrring und ihr Handy. 40 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sind an diesem Morgen im Einsatz.

Einen konkreten Anlass für die groß angelegte Suche gebe es nicht, sagt Kriminalhauptkommissar Soulier. "Es gibt keine neuen Hinweise." Die Entscheidung für die Aktion sei "spontan" ein paar Tage zuvor gefallen. Die Gelegenheit dafür sei gut. Bei Rodungsarbeiten seien Bäume und Büsche zum Teil bis auf die Wurzeln abgeschnitten worden, sodass man nun auch aus der Luft freie Sicht habe. Daher habe er sich kurzfristig zu dieser Suchaktion entschlossen, bevor "wieder alles grün ist", sagt Soulier. Zwei bis drei Tage hätten die Vorbereitungen dafür gedauert. Trotzdem wurden die Medien erst kurz vor Beginn der Suche darüber informiert. Die Aktion habe nichts mit der neuerlichen Ausstrahlung des Vermisstenfalls in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" am 30. März zu tun, heißt es. Einige der zahlreichen an diesem Morgen im Weißhauswald anwesenden Medienvertreter haben zunächst vermutet, das ZDF habe noch spektakuläre Bilder für den Beitrag gebraucht. "Dem ist nicht so", widerspricht Polizeisprecherin Monika Peters.

Ein Polizeihubschrauber fliegt langsam im Tiefflug den Hang entlang. Unter dem Cockpit hängt eine Spezialkamera, die selbst aus großer Entfernung detailgenaue Aufnahmen machen kann. Diese sollen in den nächsten Tagen ausgewertet werden. Mit im Hubschrauber sitzt Staatsanwalt Eric Samel. Er leitet die Ermittlungen im Fall Tanja Gräff.

Zum ersten Mal bei der Suche nach der vermissten Studentin wird eine Drohne, ein rund 30 Zentimeter großes, ferngesteuertes Fluggerät mit einer Spezialkamera eingesetzt. Da die rheinland-pfälzische Polizei selbst nicht über solch modernes Gerät verfügt, ist es von einem Privatunternehmen angemietet worden. Wie ein Mini-Hubschrauber fliegt es unterhalb der Fachhochschule den Felsen entlang. Die Bilder der Kamera werden direkt auf einen Laptop übertragen. Etwas, was die Suche nach Tanja Gräff weiterbringen könnte, sehen die Ermittler nicht. Auch die im Wald eingesetzten Spürhunde der Polizei entdecken nichts.

Gegen 14.30 Uhr wird die Aktion ergebnislos abgebrochen. "Wir haben damit eine kleine Lücke bei der Suche nach Tanja Gräff geschlossen", sagt Polizeisprecherin Peters. Man wolle schließlich nichts unversucht lassen.

EXTRA



An den "Roten Felsen" in Trier ist nicht zum ersten Mal nach Spuren von Tanja Gräff gesucht worden. Bereits unmittelbar nach dem Verschwinden der 21-jährigen Studentin nach dem Sommerfest der Fachhochschule im Juni 2007 und im Herbst hatte die Polizei das fragliche Gelände per Hubschrauber abgesucht. Im März 2008 fotografierte die Polizei den Felsen am westlichen Moselufer und das Gelände rund um die Fachhochschule aus der Luft. Auch die Gärten unterhalb des Steilhangs sind bereits von der Polizei abgesucht worden. Kurz nach dem Verschwinden gab es einen spektakulären Einsatz in dem unterhalb des Felsens liegenden Trierer Stadtteil Pallien. Zeugen wollten dort Hilfeschreie gehört haben. Die Polizei durchsuchte daraufhin mehrere Häuser. wie

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