Startschuss zur nächsten Müll-Runde

TRIER/MERTESDORF. Zentrales Thema in der jüngsten Versammlung des Zweckverbandes Regionale Abfallwirtschaft waren Möglichkeiten zur künftigen Nutzung der unvollendeten Herhof-Anlage auf der Mülldeponie Mertesdorf. Die verweigerte Herhof-Vertragserfüllungsbürgschaft (TV vom Donnerstag) kam in der öffentlichen Sitzung nicht zur Sprache.

Nur indirekt wurde das Thema "Bürgschaft" in der öffentlichen Sitzung kurz aufgegriffen: Delegierte beklagten sich über die vermeintlich schlechte Informationspolitik des Verbandsvorstandes. Wörtlich: "Es ist mehr als ärgerlich, über die Probleme mit der Bürgschaft aus der Zeitung erfahren zu müssen." Verbandsvorsteher Landrat Richard Groß wies den Vorwurf zurück. Der Vorstand habe nicht damit gerechnet, dass die Presse vorzeitig und "auf unanständigem Weg" davon erfahren würde. "Wir hatten geplant, die Verbandsversammlung heute in dieser Sitzung zu informieren", so Groß. Aber dann sei die Presse schon mit den ihr indiskret übermittelten Fakten an den Vorstand herangetreten - da habe man "nicht mehr abblocken können", doch für eine Mitteilung an die Delegierten sei es andererseits schon zu spät gewesen. "Verwendungsmöglichkeiten des Baukörpers der Herhof-Anlage in Mertesdorf" lautete anschließend der Haupttagesordnungspunkt. Für den Fall, dass die noch zur Herhof-Konkursmasse zählende Anlage später in das Eigentum des Zweckverbandes übergehen sollte, war das Ingenieurbüro Björnsen BCE mit einem Nutzungsgutachten beauftragt worden. In seinem Referat stellte Ingenieur Joachim Dach von BCE vier Varianten vor: Endausbau der heute zu 70 Prozent fertiggestellten Anlage, wobei am bisherigen Herhof-Trockenstabilatverfahren unverändert festgehalten wird. Ausbau zu einer modifizierten Trockenstabilatanlage, die nicht allein auf den Ausstoß großer Mengen Stabilat ausgerichtet ist. Eine Kombilösung zwischen Trockenstabilatanlage und mechanisch-biologischer Aufbereitung, die allerdings erhebliche Erweiterungsbauten in Mertesdorf erfordern würde. Umbau zur reinen mechanisch-biologischen Aufbereitung, was auch mit erheblich Erweiterungen und Umbauten verbunden wäre. Nach einer Kosten-Nutzenabwägung empfahl der Experte die zweite aufgezeigte Variante - die modifizierte Trockenstabilatanlage. In ihren Grunddaten ähnelt sie dem Herhof-Verfahren. Doch dank einer erweiterten Trenntechnik beträgt ihr Ausstoß an reinen Ersatzbrennstoffen (Stabilat) nur 38 Prozent (beim Herhof-Verfahren 57 Prozent). Stattdessen kann die Technik der modifizierten Anlage aus dem reinkommenden Haus- und Sperrmüll sowie den Gewerbeabfällen zusätzlich jeweils 6,5 Prozent an verwertbaren Papierabfällen und Mischkunststoffen herausfiltern. Laut Ingenieur Joachim Dach wären bei kostengünstiger Übernahme der unfertigen Herhof-Anlage mit der modifizierten Variante Bruttoentsorgungskosten im Bereich von 100 bis 130 Euro pro Tonne machbar. Zum Vergleich: Zurzeit betragen die Kosten für die Entsorgung über zwei Auftragsfirmen rund 168 Euro pro Tonne. Dach: "Da der Entsorgungsmarkt noch stark in Bewegung ist, empfiehlt sich diese Variante auch wegen ihrer hohen Flexibilität." Die Versammelten vernahmen es mit Interesse - eine Entscheidung liegt indessen in weiter Ferne. Verbandsvorsteher Groß: "Da wir noch gar keinen Zugriff auf die Anlage haben, besteht zurzeit auch noch kein Handlungsbedarf." Offen ließ der Vorstand auch, wieviel die Übernahme der unfertigen Herhof-Maschinerie in Mertesdorf den Zweckverband kosten würde. Geschäftsführer Maximilian Monzel: "Wenn wir heute von drei Millionen Euro reden, dann ist das eine reine Schätzung, aber keine feste Größe." Möglicherweise könne der Übernahmebetrag auch ein Euro oder null Euro lauten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort