Stasi-Spuren führen nach Trier

TRIER. Der Leiter der Pressestelle des Bistums Trier in Koblenz soll als „IM Antonius“ jahrelang für den DDR-Staatssicherheitsdienst spioniert haben. Einen entsprechenden Zeitungsbericht bezeichnete Bistumssprecher Hans Casel gestern als „alten Hut“.

Hans Casel kann die ganze Aufregung um seinen Koblenzer Kollegen und angeblichen Ex-Stasi-Spitzel nicht verstehen. „Das ist doch alles lange bekannt“, sagt der Sprecher von Triers Bischof Reinhard Marx, „eine uralte Geschichte“. Die vermeintliche Spitzeltätigkeit des heute 61-jährigen Ordinariatsrats sei schon Anfang der 90-er Jahre nach der Wende aufgeflogen. Der promovierte Kunsthistoriker habe damals als Redaktionsleiter der katholischen Nachrichtenagentur KNA in Wiesbaden gearbeitet. „Als bekannt wurde, dass er der Stasi jahrelang Unterlagen geliefert haben soll, wurde er vor die Tür gesetzt“, sagt Casel. Bis sich das Trierer Bistum „einige Zeit später“ seiner erbarmte. Dabei sei den Verantwortlichen klar gewesen, um wen es sich handele: „Wir haben uns intensiv über ihn informiert.“

Ein Gerichtsverfahren gegen den Mann sei wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. Darf man den bereits Jahre zurückliegenden Recherchen eines Wissenschaftlers der Technischen Universität Dresden glauben, war der ehemalige KNA-Redakteur einer von „mindestens zwei westdeutschen Agenten auf dem Gebiet der katholischen Kirche ( ), die Vorposten des DDR-Geheimdienstes im Vatikan waren“. Pikanterweise führen die Spuren in beiden Fällen nach Trier: „IM Antonius“ soll nach den Recherchen des Dresdener Wissenschaftlers seit 1968 beim Ministerium für Staatssicherheit mit einer Registriernummer geführt worden sein. „Empfohlen“ habe ihn sein ehemaliger Trierer Religionslehrer, ein Mitte der 80-er Jahre verstorbener Benediktinerpater, den das MfS bereits seit 1960 geführt habe. Deckname: „IM Lichtblick.“ Laut Schäfer war „Antonius“ für das MfS allerdings wertvoller als „Lichtblick“: Als KNA-Korrespondent in Rom und später Wiesbaden soll er fleißig Unterlagen und Einschätzungen (etwa über die vatikanische Personalpolitik oder die Deutsche Bischofskonferenz) gen Osten geliefert haben; bis Ende 1989 der Eiserne Vorhang fiel und „IM Antonius“ enttarnt wurde. „Wir wissen, was damals gelaufen ist“, sagt Bistumssprecher Hans Casel. „Die Einstellung des Mannes lief unter dem Stichwort Versöhnung. Das steht uns Christen gut an.“

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