Stiftungsmodell zur Rettung des Nürburgrings im Gespräch

Trier/Nürburg · Für den insolventen Nürburgring zeichnen sich Weichenstellungen ab. Der Industriepool, dem Autofirmen und Zulieferer angehören, überlegt, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Sie könnte die Rennstrecke und die Nordschleife kaufen.

Professor Thomas B. Schmidt wollte im August Urlaub machen. Doch dann kam ein Auftrag, der seine ganze Energie verlangt: Der Trierer und der Koblenzer Insolvenzfachmann Jens Lieser sollen gemeinsam den Nürburgring retten. Nach einigen Wochen als Insolvenz-Geschäftsführer der nahezu landeseigenen Nürburgring GmbH stellt Schmidt fest: "Das ist ein unglaublich komplexes Geflecht. Man braucht Zeit, um das zu verstehen", sagt Schmidt im Exklusivinterview mit dem Volksfreund. Ihn beeindrucke die Begeisterung der Menschen für den Motorsport. Schmidt hält an dem Ziel fest, bis zum 1. November die Verfügungsgewalt über die Eifel-Rennstrecke zu bekommen. Dazu muss er sich mit den Betreibern Jörg Lindner und Kai Richter einigen. Schmidt sieht gute Chancen, warnt aber nach deren jüngsten Drohgebärden: "Es gibt im Rahmen der Insolvenzordnung ein Sonderkündigungsrecht." Vorerst haben die Pächter ein Verhandlungsmandat, um künftige Veranstaltungen zu sichern, darunter ein Formel-1-Rennen im nächsten Jahr. Schmidt und Lieser müssen allem zustimmen. Langfristig sieht Schmidt "keinen Einfluss mehr der Landespolitik auf die Ring-Geschäfte". Entscheidende Bedeutung komme der EU-Kommission zu. Überlegungen im Industriepool - eine Interessengemeinschaft der Automobilbranche und Zuliefererindustrie mit Firmen wie Audi, BMW, Bridgestone, Opel oder Mercedes -, eine privatrechtliche und gemeinnützige Stiftung zu gründen, begrüßt Schmidt. Auch der ADAC will offenbar mitmachen. Die Stiftung könnte Rennstrecke und Nordschleife kaufen, etwa zu Testfahrten nutzen und ansonsten der Bevölkerung zur Verfügung stellen. Diese Idee habe Charme, müsse allerdings mit Brüssel abgestimmt werden, sagt Schmidt. Die übrigen Anlagen am Ring (Gastronomie, Achterbahn) dürften unter den Hammer kommen.

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